Samstag, 13. April 2024

Children of Silentown


Wie man vielleicht schon aufgrund der wenigen Beiträge bemerkt hat, hänge ich derzeit ein bisschen an den Spielen fest, die ich gerade spiele. Irgendwie komme ich nur schleppend voran, und um aus dem Tief etwas herauszukommen, musste ich einfach noch was Drittes einschieben - am besten etwas Spaßiges! Was wäre dafür besser geeignet gewesen als ein düsteres, gruselig angehauchtes Adventure? 
Vielleicht hat sich der ein oder andere jetzt unter "spaßig" etwas anderes vorgestellt, aber sowas ist natürlich genau mein Jam. Und Children of Silentown hat meine Erwartungen eigentlich übertroffen, mich motiviert und durchgehend sehr gut unterhalten. So sehr, dass ich die Platinum Trophäe trotz aller Widrigkeiten holen wollte, aufgrund eigener Dummheit ungefähr dreimal so lange dafür gebraucht habe wie nötig gewesen wäre, das Spiel (und mich selbst) dafür für exakt einen Tag gehasst habe, nur um dann weiterzumachen. Vielleicht hat es mich ein bisschen zerstört, aber auch eigentlich nur, weil ich nach dem ersten Durchgang dachte, dass es das Wert ist - weil mich das Spiel eben so überzeugt hatte.

In Children of Silentown geht es um ein abgeschiedenes Dorf inmitten eines Waldes. Seit Generationen gilt dieser Wald als gefährlich und zahlreiche Bewohner sind in diesen vielen Jahren bereits verschwunden und nie wieder gesehen worden - Gerüchten zufolge leben dort furchterregende Monster. Daher gibt es gewisse Regeln, die vor allem den Kindern natürlich eingebläut werden müssen (von denen wir eines als Protagonistin spielen): Nachts darf niemand draußen sein, der Wald kann nur tagsüber und ausschließlich vom Holzfäller betreten werden, und laute Stimmen sind ohnehin komplett verboten. Also ja, es ist wirklich ein Dorf, das absolut keinen Kontakt zur Außenwelt pflegt, und diese Abgeschiedenheit kommt wirklich sehr gut rüber. Durch den sehr eigenen Grafikstil, den melancholischen Soundtrack und subtile Hinweise auf die bedrückende Situation (zum Beispiel durch abgeriegelte, leerstehende Häuser oder sich anhäufende Steckbriefe der verschwundenen Personen) erzeugt Children of Silentown eine einnehmende Atmosphäre. Auch das Mysterium, was denn nun wirklich mit dem Wald und in der Außenwelt sein könnte, ist über die wenigen Stunden hinweg sehr einnehmend.
Das Spiel ist zwar nicht wirklich gruselig (sondern eher sogar niedlich und sehr tierfreundlich) und die Rätsel und Minispiele sind ziemlich einfach, aber alle Mechaniken und auch die interessante Geschichte passen so gut zusammen, dass sich einfach ein wirklich rundes Erlebnis ergibt. 


Man schlüpft in die Rolle von Lucy, die mit ihrem Vater und ihrer Mutter und der Katze Squinty (<3) doch ein vergleichsweise beschauliches Leben führt. Sie muss sich natürlich auch an alle Regeln halten, und vor allem ihr Vater ist dahingehend ziemlich paranoid, aber sie hat noch keine engen Freunde oder Familienmitglieder an den Wald verloren. Dies ändert sich natürlich im Verlauf des Spiels - ausgerechnet ihre Mutter verschwindet. Diese hat Lucy beigebracht zu singen, obwohl auch das im Dorf verpönt ist, und es stellt sich im Laufe der 5 Kapitel heraus, dass genau dies der Schlüssel dafür ist, die Geheimnisse der Waldes zu lüften. 
Insgesamt erlernt Lucy 3 Songs, die tief ins Gameplay integriert sind, denn jeder von ihnen löst ein eigenes Minispiel aus, das man schaffen muss, um einen bestimmten Effekt auszulösen. Der Song of the Children kann zum Beispiel ungesagte Gedanken sichtbar machen, oder verschüttete Erinnerungen hervorholen. Das Minispiel dafür ist, mit einem Faden einen Pfad bis zu einem Ziel zu nähen, während man dabei alle Knöpfe auf dem Feld auch annäht. Ich werde dies mit einem Screenshot untermauern, weil es so irgendwie komisch klingt. ;0
Die Song-Minispiele sind alles solche Spielereien derselben Art, die vielleicht insgesamt schon fast etwas zu oft durchgeführt werden müssen, aber zumindest für einen Durchgang ist es noch voll in Ordnung. Abgesehen davon gibt es noch andere Minispiele, die nur einmalig vorkommen und mir alle durchaus Spaß gemacht haben - und das heißt was. Ganz klassische Point- und Click-Rätsel gibt es aber natürlich auch, und das funktioniert auch mit der Controllersteuerung einwandfrei. Insgesamt fand ich das gesamte Gameplay kurzweilig und abwechslungsreich (und wie gesagt, eher auf der einfachen Seite).


Der einzige wirklich große, negative Punkt des Spiels ist das Speichersystem. Also, es gibt keines, es wird immer nur automatisch gespeichert und immer im selben Slot. Das ist vor allem in Hinsicht auf die Achievements nervig, weil es haufenweise missables gibt und man vor allem in den letzten beiden Kapiteln oft nicht mehr dorthin zurückkann, wo man hergekommen ist. Richtig bescheuert ist es aber bei den Enden. Es gibt vier verschiedene - eines für jeden Song (der vierte hat nichts mit Minispielen zu tun und ist auch komplett optional), denn eine finale Entscheidung wird mithilfe des Liedes getroffen, das man in der letzten Szene singen will. Möchte man also alle Enden sehen, und die Achievements dafür ergattern, muss man das komplette Spiel auch vier Mal durchspielen. Es gibt zumindest auf Playstation keinen Weg, mittendrinnen einzusteigen, eine Kapitelauswahl zu treffen, Dialoge zu skippen oder wenigstens Minispiele zu überspringen. Man muss alles komplett von vorne bis hinten vier Mal machen. Es gibt zwar die Möglichkeit, einen Speicher in die Cloud zu laden und diesen dann immer wieder zu benutzen, aber dafür braucht man Playstation+. Ich habe mir das zwar dann sogar auch noch gegönnt (weil es auch andere Vorteile für mich hat und ich es schon länger gerne mal ausprobieren wollte), aber durch meine absolut eigene Dummheit habe ich das Spiel trotzdem dreieinhalb Mal gespielt. Ja, zwischendurch hat meine Sanity darunter sehr gelitten, aber ich habe es dann geschafft. xD
Einen zweiten Durchgang habe ich nur für sich gesehen aber sogar als recht wertvoll empfunden, weil man da dann viel mehr von der Geschichte verstehen und auf andere Details achten konnte. Das fand ich ziemlich cool, und ein paar Fragen, die ich zu den Geheimnissen des Waldes zuerst noch hatte, konnten so auch tatsächlich noch beantwortet werden.


Und weil ich nun mal so oft die immerselben Szenen gesehen und Rätsel gelöst habe, kann ich auch umso fundierter behaupten, dass Children of Silentown so ein rundes Erlebnis ist. Ich hatte - im Gegensatz zu manchen Reviews, die ich gelesen habe - nicht das Gefühl, die Entwickler hätten am Ende nicht mehr gewusst, wie man die Story zu Ende bringen soll. Zwar wurde sicherlich nicht alles komplett geklärt, und vor allem das heimliche "True Ending" warf für mich eher Fragen auf als Antworten zu bringen, aber insgesamt habe ich schon zu Beginn haufenweise Hinweise auf Dinge entdeckt, die erst viel später relevant werden. Ich finde, dass alles gut durchdacht und zusammenhängend wirkt, und war sehr zufrieden mit eigentlich allen Enden (und eines davon fand ich sogar sehr emotional)
Also! Dramaturgisch, atmosphärisch und auch grafisch ist das hier ein gut gelungenes, kleines Adventure, das ich definitiv weiterempfehlen würde, wenn man sich an zu einfachen Rätseln nicht stört und nicht unbedingt alle Achievements auf Playstation holen will. :)

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