Sonntag, 5. Dezember 2021

Black Mirror 2



Oh Black Mirror, wie konntest du mich so enttäuschen?
Okay okay, der zweite Teil dieser Adventure Reihe ist jetzt nicht per se schlecht. Er ist wahrscheinlich sogar ein recht ordentlicher Vertreter des Genres - mit einigen Komfortfunktionen, deutlich besserer Grafik als im Vorgänger und gut folgbarem roten Faden. Aber genau das, was Black Mirror 1 für mich zu etwas wirklich Besonderem gemacht hat, fehlt hier völlig: Die düstere Atmosphäre. Und das ist leider nicht mal unbedingt das größte Problem, das ich mit dem Spiel habe, würde mich aber über vieles wohl einfach hinwegtrösten.
Kurz gesagt: Mir hat Black Mirror 2 nicht so recht gefallen, und teilweise war ich sogar regelrecht genervt. Aber gleichzeitig glaube ich, dass es kein schlechtes Spiel ist, das anderen vielleicht sogar besser gefallen mag als der erste Teil. Wen das jetzt genauer interessiert, der kann ja weiterlesen.

Der Beginn ist eigentlich vielversprechend - im Intro bekommen wir einen Blick darauf, was damals beim Brand vom Schloss Black Mirror passiert ist, von dem wir bisher nur aus Erzählungen von Samuel Gordon wussten. Dem geschulten Auge fällt auch auf, dass dieser 12 Jahre vor den Ereignissen im ersten Spiel passierte, und wir nun nochmals 12 Jahre später danach aktiv in die Geschehnisse einsteigen. Zufall? Ich war gleich Feuer und Flamme und habe mich schon sehr darauf gefreut, tiefer in die Familiengeschichte der Gordons einzusteigen und noch mehr über all die dramatischen Vorkommnisse zu erfahren. Darauf musste ich aber sehr, sehr lange warten.
Der Spieler steuert einen Studenten namens Darren Michaels, der in den Sommerferien im Wohnort seiner Mutter einen Ferienjob annimmt. In "Biddefort", das meilenweit von Willow Creek und Black Mirror entfernt liegt, und zu allem Überfluss auch noch sommerlich und hell erscheint. Igitt. ;0
Wie schon gesagt, es ist nicht unbedingt, dass das alles schlecht gemacht ist. Aber es ist von der ersten Minute an irgendwie... generisch. Black Mirror 2 wirkt erst einmal wie jedes Adventure, das in einem realistischen, halbwegs modernen Setting startet. The Longest Journey und Dreamfall fangen auch so ähnlich an (obwohl die ganz allgemein natürlich besser sind ;0), und irgendwie auch Geheimakte Tunguska. Und ein Haufen anderer Kram halt. Ich dachte mir erstmal "Gut, das wird halt auch wie bei den anderen sein - eine Einführung spielt halt hier, damit man mal alles und vor allem den Protagonisten kennenlernt, und dann wird das gleich mal spezieller. Bestimmt schnell auch wieder unverkennbar 'Black Mirror'."
Äh. Naja.

Man verbringt zwei von sechs Kapitel in Biddefort, und es ist einfach selten wirklich interessant. Zwar passieren durchaus ein paar dramatische Dinge, aber die allgemeine Stimmung passt irgendwie gar nicht so wirklich. Schuld daran ist zu großen Teilen nicht nur das Setting, sondern vor allem der Hauptcharakter. Darren ist eventuell einer der schlimmsten Protagonisten, die ich in einem Adventure je spielen musste. Er findet alles und jeden in Biddefort kacke, ist extrem unhöflich zu allen und vor allem unnötig respektlos in sämtlichen Gesprächen. Das alleine fand ich aber eigentlich gar nicht immer schlimm, zumindest weil ich auch das Gefühl hatte, dass es stellenweise manchmal etwas besser wurde und viele Leute wiederum auch nicht besonders freundlich zu ihm waren. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das immer nerviger fand.
Denn deutlich schlimmer machte das Ganze, dass Darren gleichzeitig ein liebestrunkener Vollidiot ist, und das passt halt einfach überhaupt nicht zusammen.
Recht früh trifft Darren ein Mädchen namens Angelina, in die er sich aus irgendeinem Grund auf den ersten Blick total verliebt (sie ist offenbar "sehr hübsch" o.o). Und das bestimmt dann eigentlich sein gesamte restliches Verhalten. Die Hauptmotivation, um durch die Geschichte zu kommen ist für ihn nur Angelina. Erst muss er ihr helfen, dann muss er ihre Unschuld beweisen, dann muss er sie suchen, dann muss er sie immer noch suchen, dann muss er herausfinden was sie weiß, dann muss er sie... uärks.
Ich meine, Darrens Mutter stirbt im Laufe der Geschichte, und auch wenn die kein allzu gutes Verhältnis zueinander hatten schreibt er in seinem Tagebuch das nur als Randnotiz - viel wichtiger ist ihm, dass er Angelina in Willow Creek finden muss. Für mich hat sich das ultra konstruiert angefühlt und es hat ihn noch viel unsympathischer gemacht als sie seinen Charakter ohnehin konzipiert haben. Also ich glaube man sollte ihn dadurch lieber mögen, weil er dann endlich etwas hatte, das ihm wichtig war und für das er sich eingesetzt hat... aber es war alles so übertrieben und dämlich.
Dämlich ist auch das beste Stichwort, um noch über etwas anderes an Darren zu lästern: Er hat wenig eigenes Denkvermögen.
Erstens, die Enthüllung, dass er in Wirklichkeit ein Abkomme der Gordons ist, wusste ich seit dem Beginn des zweiten Kapitels. Einerseits weil eine Sequenz abgespielt wurde bei der ich erst dachte es wird Samuel gezeigt, aber es war Darren. Also... die Ähnlichkeit war deutlich. Er selbst hätte das aber trotzdem auch wissen können, weil die Hinweise, die er dann bald darauf gefunden hat nun wirklich recht eindeutig waren. Die ganze Zeit wundert er sich aber trotzdem, bis ein Brief von Angelina (natürlich) ihm das erst im fünften Kapitel schwarz auf weiß bestätigt.
Diese Briefe von ihr waren dann die zweite Sache. Darren hat alles geglaubt, was in denen stand. Okay, ich hatte den Vorteil aus dem ersten Black Mirror zu wissen, dass es diesen Fluch von Mordred Gordon wirklich gibt, und konnte mir daraus herleiten, dass dieser Orden im zweiten Spiel - der das Aufleben des Fluchs seit Generationen verhindern will - nicht unbedingt "böse" sein muss. Es gab auch ehrlich gesagt vieles, was für jemand Unwissenden wie Darren trotzdem darauf hingedeutet hat. Ja, sehe ich ein.
Aber der Ische, die mir immer wieder Dinge verheimlicht hat, würde ich halt trotzdem auch nicht alles glauben was sie mir sagt - vor allem wenn es ständig nur schriftlich ist! Wie lange kannten die sich vorher überhaupt, zwei oder drei Tage?

Ich habe irgendwann in der Mitte des Spiels komplett aufgehört Angelina noch irgendetwas zu glauben und jede ihrer Informationen quasi als gegenteilig betrachtet. Und das war gut so! Die Erkenntnis, dass ich damit recht hatte hat mich aber vorrangig verbittert.
Also für den Spieler, oder zumindest für mich, ist es eigentlich ärgerlich, dass mein Protagonist so ein Vollpfosten ist und über keine der Dinge auch nur nachdenkt, die mich vorrangig an der Geschichte beschäftigen sollen und müssen. Neeein, er sabbelt nur ständig "Angelina" vor sich hin.
Grundsätzlich würde ich sagen, dass die ganze Sache für mich schon in den ersten beiden Biddefort-Kapiteln eher Ansterengung als Spaß waren, vor allem weil dann sogar die Rätsel dort noch stupide waren. Der Zauber der geheimnisvollen Mechanismen wie im ersten Teil entfaltete sich erst ganz zum Schluss. In Biddeford gab es dauernd irgendwelche Fetchquests für NPCs! Hol mir diese fünf Items, damit wir den Funk abhören können, besorge diese drei Formulare, damit du an der Wache vorbeikommst, sammle diese vier Sachen, damit du zu Hause Fotos entwickeln kannst. Dauernd habe ich nur Zeug irgendwo mitgenommen und dann irgendwelche Listen abgehakt, damit es irgendwie mal weitergehen kann.
Aber ich wollte nicht vorschnell urteilen, bevor ich nicht endlich in Willow Creek oder Black Mirror landen würde. Und als es irgendwann soweit war, schöpfte ich tatsächlich wieder etwas neuen Mut. Die alten Orte wieder zu sehen und wie sie sich in 12 Jahren verändert hatten.... wäre cool gewesen, das alles schön auf eigene Faust erkunden zu können. Aber Darren wurde ja vom Orden gefangen genommen, damit ich nur ja weiter schön eingeschränkt bleiben musste. Das war wieder sowas, was ich grundsätzlich schon irgendwie bewältigt hätte, auch wenn mir das bereits am Anfang schon nicht viel Spaß gemacht hat. Ich meine, ich bin endlich in Willow Creek und sitze meine Zeit unterirdisch in Bunkern ab? <__< Aber das Schlimmste war ja, dass Darren nach fast geschaffter Flucht nochmal geschnappt wurde und dann wieder irgendwo anders gefangen war! D:
Es stellte sich dann zwar heraus, dass ich in Wales, einem bekannten Schauplatz aus Black Mirror 1 war, was es ein bisschen besser gemacht hat, aber gleichzeitig auch mein tendenziell unbeliebtester Schauplatz aus dem ersten Teil war?

Obwohl das Spiel danach wieder deutlich spannender wurde und endlich, endlich wieder an den ersten Teil erinnerte, war es für mich da eben eigentlich schon verloren. Es waren einfach zu lange viel zu viele Unzulänglichkeiten für mich, als dass es noch besonders viel retten hätte können. Und naja, Darren wurde halt trotz der besser werdenden Geschichte auch nicht schlauer.
Ich habe Kapitel 5 und 6 durchaus genossen - vorrangig weil man dann endlich nach Schloss Black Mirror kommt und da alles halt wieder einfach nur super war. Das Schloss und die Menschen dort haben wirklich eine ganz eigene Note, das kann nicht mal Darren ruinieren. Auch das Finale war spannend, und vor allem der Tod des treuen Butler Bates hat mich durchaus emotional gestimmt. Aber das macht es immer noch zu keinem guten Gesamterlebnis, sondern lässt mich umso mehr um den verpfuschten Anfang und die größtenteils unsympathischen neu eingeführten Charaktere trauern.
Den dritten Teil werde ich trotzdem definitiv spielen. Black Mirror 2 endet mit einem üblen Cliffhanger und ich möchte schon wissen wie es weiter geht. Leider wird es das Schloss als Schauplatz wohl nicht mehr so wirklich geben, da es am Ende unter Feuer stand? Mit Darren bin ich auch weiterhin gestraft, also halte ich meine Erwartungen - im Unterschied zu denen vor Teil 2 - recht niedrig. Kann also gar nicht mehr so schlimm werden, oder?^^


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