Samstag, 30. Oktober 2021

Fallout 2: Die postapokalyptischen Abenteuer von Emily Pai


Puh, Fallout 2. Das ist für mich ein bisschen schwierig zu beschreiben. Einerseits erhielt der zweite Titel der Reihe natürlich zahlreiche Verbesserungen und bietet eine große Welt mit richtig vielen Möglichkeiten und Details. Andererseits war mir gerade das irgendwie manchmal zu viel und ich bin ziellos herumgeirrt, mich nach der etwas kompakteren Welt aus dem ersten Teil sehnend. Ich weiß nicht. Das Spiel ist cool! Aber ich hatte deutlich weniger Bindung zu allem - und das obwohl es diesmal sogar Begleiter gibt, die eine Persönlichkeit haben.
Also irgendwie weiß ich selbst nicht ganz wie ich das alles bewerten soll, weil manche Dinge richtig genial waren, der Funke aber nur selten so wirklich übergesprungen ist. War für mich einfach die falsche Zeit, das Spiel zu spielen? Hätte es in einer anderen Situation (zum Beispiel nicht gegen Ende des Jahres) besser gepasst? Oder ist das hier aus irgendwelchen Gründen einfach nicht so wirklich für mich gemacht - obwohl ich gerade den Vorgänger oder andere Titel mit einer noch größeren aber leereren Welt (Arcanum) so geliebt habe?
Sehen wir mal, ob wir das im Text etwas besser ergründen können.

In Fallout 2 spielt man den Nachkommen des ursprünglichen Vault Dwellers, der ja am Ende des ersten Teils aus Vault 13 verstoßen wurde und daraufhin irgendwo ein Dorf gründete. In diesem beginnt nun unser Abenteuer - und zwar unter relativ wüsten Umständen. Es gibt keine richtigen Läden dort, als Ausrüstung erhält man eine Nahkampfwaffe und zur Heilung nur Pulver mit Nebenwirkungen. Mit diesen mageren Voraussetzungen muss man eine Prüfung bestehen, damit man dann in die große, weite Welt ausziehen kann.
Das alles fand ich eigentlich ziemlich cool, weil es mehrere Möglichkeiten gibt die Prüfung zu bestehen und ich dem Torwächter am Ende, statt gegen ihn zu kämpfen, einfach den Schlüssel zum Ausgang gemopst habe. Ich habe nämlich nicht vergessen, dass es in Fallout meist mehrere Weg zum Ziel gibt, grundsätzlich kann ich mir aber gut vorstellen, dass da so mancher schon vor einem Problem steht. Aber gut, man wird zumindest gleich mal darauf eingestellt, dass die Reise nicht unbedingt ein Zuckerschlecken wird - wie wir es vom Vorgänger ja auch mehr als gewohnt sind und uns das vermutlich sogar auch wünschen.

Nach erfolgreicher Prüfung sind wir dann der "Chosen One" des Dorfes Arroyo und müssen für das Fortbestehen dessen ein sogenanntes "GECK" suchen, ein Garden of Eden Creation Kit. Damit kann man fruchtbaren Boden und Wasserquellen erzeugen, also einfach alles um ein richtiges Settlement zu werden, das auch eine Zukunft hat und als solches bestehen kann. Ohne dieses Kit werden Arroyo und dessen Bewohner nicht mehr lange überleben.
Man hat für das Finden des GECKs, wie damals für den Wasserchip, wieder ein Zeitlimit, allerdings ein sehr großzügiges. Es dürfte theoretisch möglich sein zwei Drittel aller Schauplätze zu besuchen und Quests dort zu erledigen, bevor es zu spät ist (falls das in der aktuellen Version überhaupt noch so ist, das Internet hat hier widersprüchliche Meinungen). Man bekommt zu Beginn natürlich auch eine Richtung zugewiesen, und folgt man den Hinweisen einzelner NPCs in den Städten ist es nicht besonders schwierig irgendwann am richtigen Ziel anzukommen. Dazu aber später mehr.
Ich war am Anfang richtig motiviert und habe fast alle Quests in den ersten paar Locations mitgenommen. Es gab einen Haufen Dinge zu erledigen und Abwechslung wird auch überraschend viel geboten. Nicht nur in der Art der Quests, sondern natürlich auch in ihren Lösungsansätzen.
So kann man zum Beispiel den verschwundenen Sohn eines Farmers suchen, der in einen Brunnenschacht gestürzt ist und zu dem man am besten gelangt wenn man ein Klo in die Luft sprengt. xD Oder man regelt die Alkoholpreise in einem Ort, indem man durch übermäßigen Alkoholkonsum von geheimen Destilliermaschinen erfährt und der Konkurrenz ein Geschäft vorschlägt, das sie nicht abschlagen kann. Besonders gern mochte ich auch die Verhandlungen zwischen zwei Parteien, bei denen ich in einem gewissen Zeitlimit die Unschuld einer dieser Beweisen sollte, damit es zur Versöhnung und gegenseitigen Hilfe kommen kann. Oh, und nicht zu vergessen die Vorteile, die man sich als Frau so manches Mal per Beischlaf verschaffen konnte....
Dies alles spielte sich - für Kenner - bereits von dem ersten Städtchen Klamath bis Vault City ab. Der vorgesehene Ablauf ist trotz offener Welt auch ziemlich klar, sodass die Orientierung für mich da noch sehr gut funktionierte. Und Vault City war noch ein richtiges Highlight mit Vault 8 (die erste Vault, die man hier von innen sieht), das TONNENWEISE Wasserchips hatte - eine Fehllieferung mit großen Augenzinkern zum ersten Teil, weil Vault 8 eigentlich ein GECK bekommen sollte und stattdessen aber die Sachen, die eigentlich für Vault 13 gedacht waren, erhalten hat. :D Danach wurde es für mich aber immer schwieriger und komischerweise auch uninteressanter.

In Broken Hills hatte ich das Gefühl kaum etwas machen zu können, weil die hauptsächliche Quest eigentlich nur mit Power Armor wirklich zu erledigen war, und von der war ich noch weeeiiit entfernt. Also habe ich dort das meiste sowieso erst mal geskippt und bin nach Redding gegangen. Mein erstes Gespräch dort startete gleich mal mit "Ich hätte da eine Aufgabe, aber dafür bist du noch zu schwach".
Und äh... das war irgendwie der Anfang vom Ende für mich. Wieder ein Ort, an dem ich nicht wirklich viel ausrichten konnte? Dabei war Redding interessant, man konnte sich theoretisch entscheiden, welcher großen Stadt dieses Minenvölkchen zugehörig werden würde... aber halt eigentlich erst, wenn man die größte Quest dort erledigen würde. Was ich halt nicht konnte. Und nach zwei Locations, bei denen ich quasi vor eine unsichtbare Mauer gestellt wurde obwohl ich eigentlich dem Verlauf der Geschichte ziemlich genau gefolgt bin, schwand meine Motivation schon sehr. Und dann kam irgendwie so der Todesstoß, die Stadt New Reno.
Ich mochte New Reno einfach instant überhaupt nicht. Es ist sehr groß und hat dabei aber viele Gebäude, die man nicht alle so ohne Weiteres betreten kann. Außerdem wird einem das Auto gleich mal geklaut.
Interludium: Das Auto ist die ALLERBESTE Erfindung im ganzen Fallout Universum. Behaupte ich jetzt einfach mal. Darin ist man nicht nur schnell, sondern hat quasi unendlich viel Lagerraum, und die Quest um das zu bekommen ist nun auch nicht wirklich die Schwierigste. Auch an das "Benzin", einfach Energy Cells die man auch für Energiewaffen als Munition benötigt, kommt man recht einfach. Ich hatte das Auto sehr schnell und ich habe es jede einzelne Spielstunde angebetet.
Wie auch immer, New Reno also. Es gibt dort unterschiedliche Gangsterbosse und der Drogenkonsum floriert. Ich hätte es ganz cool gefunden mich für eine der vier Familien frei entscheiden zu können, aber irgendwie war das zu verworren sodass ich es verstanden hätte - ich kam irgendwie nur mit zweien wirklich in Kontakt. Gleichzeitig habe ich kaum Quests gefunden, die davon losgelöst waren, was dann insgesamt für so eine riesige Stadt eigentlich gefühlt viel zu wenige Aufgaben waren. Eben so auf den ersten Blick. Also habe ich es bei genau dem belassen und bin ein weiteres Mal einfach ohne wirklich etwas zu tun mal abgehauen.
Natürlich war ich dann sogar für die Weltkarte schon zu schwach, aber es gab für mich vorerst trotzdem keinen Weg zurück. Der Plan war das GECK zu finden, von dem ich inzwischen ja bereits aus Vault 8 wusste, dass es in Vault 13 sein musste (!!!), nach Arroyo zurückzukehren und dann die ausgelassenen Sachen nachzuholen. Immerhin hatte ich noch die Hilfe meiner treuen Begleiter, die in diesem Teil tatsächlich eine Persönlichkeit besitzen und von denen man je nach Charisma auch mehrere dabei haben kann. DAS ist natürlich einer der erfreulicheren Unterschiede zu Fallout 1.

Den ersten Begleiter kann man bereits im ersten Ort, Klamath, finden, und der ist auch noch dazu gleich mal einer der Besten! Neben diesem Kerl namens Sulik hatte ich dann noch Vic, der in der Hauptquest erwähnt wird und hohe Repair-Skills hat, Cassidy, den ich trotz seiner Herzprobleme innig liebe, und Goris, eine Deathclaw. Ja, richtig gelesen, Deathclaw.
Die Companions sind sehr unterschiedlich, neben Menschen gibt es auch Supermutanten, roboterartige Konstruktionen und vieles mehr. Und eben eine Deathclaw.
Damit beginnt auch mein Auftrieb im Spiel wieder. Spätestens als ich Vault 13 endlich gefunden hatte, war mein Herz dann doch wieder dabei. Erstens natürlich aufgrund der Nostalgie! Alleine den Punkt auf der Weltkarte zu finden und damit plötzlich genau zu wissen wie es damals ausgesehen hat, war so cool. Vault 15 gibt es auch, genauso wie Shady Sands, das inzwischen aber eine riesige Stadt namens New Californian Republic geworden ist.
Wie auch immer, in Vault 13 residierten intelligente und friedliche Deathclaws und es war SO schön! Im Bunker selbst konnte man natürlich noch ein bisschen forschen was mit dem aus Teil 1 bekannten Overseer und seinen Leuten so passiert war, und ich war nicht unzufrieden über seinen Untergang zu hören.^^
Ich hatte dann also ein GECK, eine sehr coole Erfahrung, und einzigartige Kreaturen gefunden, und war nun wieder motiviert. Zurück in Arroyo waren alle damaligen Bewohner plötzlich umgebracht oder entführt worden und ich erfuhr bereits mein Endgame-Ziel: Navarro. Aber ich hatte ja noch einiges nachzuholen und das genau zum richtigen Zeitpunkt, weil ich eben nun doch wieder mehr Lust auf alles hatte. In Navarro holte ich mir schnell eine Power Armor und dann konnte es nochmal so richtig losgehen.
Ich werde jetzt hier nicht weiter mit Details langweilen, es lief dann auf jeden Fall wieder durchaus gut. Goris hatte ich dann noch ins Team genommen weil ich entsetzt war, dass die ganzen friedlichen Deathclaws von der Enclave umgebracht worden waren - ich wollte ihm seine Rache gewähren und wenigstens eine dieser Kreaturen gerettet haben. Weiters konnte ich mich bei der Bruderschaft, die definitiv weniger präsent war als im ersten Teil, wieder genug einschleimen, um mich ein wenig zu buffen. Sehr cool war auch das Einschleichen in Navarro an sich, und San Francisco als Location - nach so vielen Blindgängern (selbst in NCR selbst konnte ich gar nicht sooo viel machen, weil ich da auch ein paar Sachen kategorisch einfach ausgeschlossen habe und viele Häuser in den Städten tatsächlich gar nichts bieten, nicht einmal ordentliche NPC-Gespräche) endlich wieder eine Stadt in der man ordentlich Aufgaben abstauben konnte.
So richtig Feuer und Flamme wurde ich nach Vault 13 aber eben trotzdem irgendwie nie mehr so richtig, ich war zwar wie schon gesagt dann wieder motiviert, aber eben nicht so begeistert wie ich es mir gewünscht hätte.

Allgemein kam mir einfach vor, dass ich im Mittelteil viel zu oft ziellos herumgeirrt bin und ich entweder manche Aufgaben noch nicht erledigen konnte, auf einige auch schlicht keine Lust hatte oder sie vielleicht gar nicht erst gefunden habe. Die Kombination aus diesen Dingen hat mir etwas das Interesse an der Welt genommen, und es konnten mich hauptsächlich die altbekannten Schauplätze aus Teil 1 noch begeistern.
Für mich war das Setting unter diesen Voraussetzungen dann irgendwie zu groß und unübersichtlich, gleichzeitig bot es aber streckenweise wieder viel zu wenig. Das scheint ein Widerspruch zu sein, aber so habe ich es trotzdem empfunden.^^


Vom Gameplay her hat sich vor allem im Detail etwas getan. Die Fortbewegung in der Welt, der Einsatz der Skills und das Kampfsystem haben sich nicht wirklich verändert. Aber es gibt zum Beispiel mehr Waffen bzw. Items, mehr spezielle Fähigkeiten und einfach noch mehr Möglichkeiten. Auch im Menü gibt es zu einigen Dingen nun genauere Punkte, zum Beispiel in Bezug auf den Ruf und das Karma.
Zu Anfang war es wieder ein bisschen umständlich in die Steuerung reinzukommen, aber das hat man sofort wieder drauf wenn man Fallout 1 auch irgendwann mal gespielt hat.
Insgesamt hat sich alles sehr vertraut angefühlt, und das war auch perfekt so.
Mehr habe ich darüber wohl auch gar nicht zu berichten, also belassen wir es einfach dabei.
Fallout 2 ist, wie der erste Teil, durchaus auch heute noch spielbar wenn man sich ein bisschen reinfuchst. Und es hat definitiv eine interessante Welt und unglaublich viele Möglichkeiten und Details, die richtig Spaß machen können. Ich bevorzuge aufgrund der Kompaktheit trotzdem den ersten Teil, aber würde jedem, der mit diesem vielleicht nicht so warm werden konnte, eher den zweiten empfehlen. Der hat einfach schon etwas mehr Feinschliff und bietet viele Optionen die im Vorgänger noch vermisst wurden. Das Auto. Die Companions. Mehr Waffen und Gegenstände. So Zeug eben.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass ich diesmal wenigstens nicht alle Settlements verdammt habe indem ich mir Zeit gelassen habe, wie es ja bei Fallout 1 war. xD
Für Modoc, das Den, NCR und San Francisco hatte ich jeweils ein sehr gutes Ende, vermutlich bei jedem sogar das bestmögliche. Redding dürfte mit Zugehörigkeit zu NCR auch ein relativ gutes Ende bekommen haben, und New Reno ein Mittelding, da es ebenfalls ein Bündnis mit NCR hatte aber zumindest der Untergrund wohl weiterhin relativ düstere Geschäfte im Verborgenen unternahm - aber New Reno hat mich ja eh kaum interessiert. Traurig bin ich, dass ich bei Gecko versagt habe und die Ghouls dort von Vault City versklavt wurden. Das wiederum musste sich auch von NCR helfen lassen, weil ich es irgendwie verpasst habe naheliegende Raiders zu killen und die dann in der Stadt eingefallen sind. Naja.^^
Trotzdem natürlich um Welten besser als alle meine Enden in Fallout 1, und auch der Verbleib meines Chosen Ones bleibt offen. Arroyo konnte mit dem GECK wieder aufgebaut werden, aber irgendwie glaube ich, dass ich genau genommen keinen von denen gerettet habe, weil ich die Gefangenen am Schluss nicht extra befreit habe, sondern einfach aus dem Hauptquartier der Enclave gelatscht bin? :'D
Mit "gelatscht" meine ich, dass ich ungefähr 20 Mal neu laden musste weil ich den Endkampf einfach nicht geschafft habe. Es gibt zwar Möglichkeiten diesen zu erleichtern, was ich auch in Anspruch genommen habe (ich habe die Geschütztürme so umprogrammiert, dass sie meine Gegner angreifen), aber während der Endgegner automatisch beschossen wurde, wurde ich dauernd von fünf normalen Gegnern niedergemetzelt bevor ich überhaupt in die Nähe der Action kam. xD Hach ja, Fallout, never change.

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