Montag, 26. April 2021

The Walking Dead: A New Frontier - Episode 1


Nach Season 2 von The Walking Dead wollte ich die Reihe eigentlich eine Zeit lang gar nicht mehr weiterspielen. Nicht unmittelbar danach, ich hatte die dritte Staffel durchaus noch relativ lange auf dem Schirm, aber spätestens ab dem Zeitpunkt wo durch die Insolvenz von Telltale nicht mehr klar war, ob es überhaupt einen Abschluss geben würde, schwand mein Interesse immer mehr.
Irgendwie ist meine Erinnerung an Season 2 auch nicht gut "gealtert" - je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr hat mich aufgeregt, wie bescheuert das Finale mit Kenny und Jane und dem versteckten Baby eigentlich waren, und wie unlogisch die ganze Sache mit Arvo, Bonnie und Mike endete. Und diese Ereignisse stehen eigentlich stellvertretend für die meisten anderen dramatischen Momente: Teilweise völlig irrationale Handlungen der Charaktere, weil es eigentlich eh egal ist was man in Dialogen zu ihnen sagt und welche Entscheidungen man getroffen hat, und die offenbar dringliche Notwendigkeit, alle Leute auf irgendeine Art und Weise loswerden zu müssen. Gerade auf Letzteres hatte ich echt keine Lust mehr, jede noch so eingeschworene Gruppe an die man sich gewöhnte wurde nicht nur dezimiert, sondern eigentlich auch aus teils übertriebenen und künstlich geschaffenen Situationen völlig ausgelöscht, und das macht halt irgendwann auch einfach nicht mehr besonders viel Spaß. Oder... doch?
Bis vor kurzem war ich davon überzeugt, für mich einen durchaus ordentlichen Abschluss für The Walking Dead gefunden zu haben, und dass das für mich ausreicht. Weiß ich halt nicht, wie das alles wirklich ausgeht, aber immerhin sind Clementine und AJ bei mir einfach safe. Reicht doch. Dann habe ich aber vor wenigen Wochen Season 3 in einem Sale für 3 Euro gesehen und - ich weiß nicht was mich geritten hat - ich habe es einfach gekauft. Und nun muss ich es natürlich bis zur finalen Season durchziehen.

Ich war mir auch nicht sicher, ob ich überhaupt wieder über alle Episoden auch einen Blogpost schreiben würde. Ich ging nämlich davon aus, dass das diesmal ganz easy peasy werden würde. Aus den vergangenen Seasons hatte ich genug gelernt - ich würde mich emotional nicht mehr so reinreiten lassen, ich weiß ja immerhin dass ich wenig Einfluss auf irgendetwas habe, man die Spieler einfach möglichst viel schocken will und das alles ohnehin nie gut endet. Mit diesem Mindset würde ich durchaus interessiert eine Geschichte erleben, zu der ich aber emotional möglichst wenig Bindung haben würde. Und worüber sollte ich dann schreiben?
Naja, jetzt erst mal diese Einleitung und Erklärung, und dann muss ich schon schreiben, dass es einen neuen Hauptcharakter gibt und wie der so ist und wie es mir sonst so dabei geht und.... also ja. Hier ist der erste Blogpost, und ich habe den Verdacht es wird auch wieder über jede Episode einen geben. Aber mal sehen.^^

In Season 3 spielen wir einen neuen Protagonisten, was ich erst mal sehr begrüßt habe - das hat irgendwie einfach zu meiner bisherigen Geschichten mit der Reihe auch gepasst. Zum Einstieg jemand Neues kennenzulernen, sich nicht damit befassen zu müssen, dass ich Kenny quasi geditcht habe, tat mir schon ganz gut. Wir spielen also einen jungen Mann namens Javi und werden zu Beginn der ersten Episode an den Tag zurückversetzt, an dem die Zombie Apokalypse damals ausbrach. Wir lernen Javis Familie kennen, da es der Sterbetag seines Vaters ist, der sich dann natürlich auch prompt im Totenbett sehr dramatisch in einen Zombie verwandelt. Die Familie - unwissend was da gerade geschehen ist - trennt sich und möchte mit zwei Autos zum Krankenhaus fahren, da die Mutter ins Gesicht gebissen wurde und heftig blutete. Auch ein weiterer Verwandter (ehrlich, keine Ahnung wer das war xD) hatte einen kleinen Biss abbgekommen. Dann gibt es einen Cut in die Gegenwart, und wir alle wissen natürlich warum die Familie inzwischen auf nur vier Mitglieder geschrumpft ist.
Das hat mich eigentlich sogar überrascht, immerhin sind anscheinend vier Jahre seit Ausbruch der Apokalypse vergangen, und neben der Mutter und dem Undefinierbaren ist ansonsten nur noch Javis Bruder nicht mehr dabei, der die Mutter im Auto hatte... es dürften also alle Verluste bereits ganz am Anfang passiert sein, und die anderen hatten es bisher die ganze Zeit über geschafft zu überleben. Ist jetzt nicht so, dass ich mich beschweren möchte, dass es mal für jemanden glatt lief, aber sobald man ins Spiel einsteigt sind ja eigentlich die meisten Charaktere verdammt, und das halte ich irgendwie für so... unsinnig. Man sieht im Laufe der Geschichte auch wie routiniert die meisten Menschen inzwischen mit der ganzen Situation umgehen - auch Javi hat gar keine Probleme Zombies zu töten - also nervt mich jetzt schon dass dann innerhalb von wenigen Tagen alles den Bach runtergehen soll. Aber gut, so weit sind wir noch nicht!
Und grundsätzlich war ich eigentlich gleich wieder voll drinnen und sehr interessiert am Schicksal der Leute - es hat wohl wirklich gut getan so lange Pause zu machen und mit etwas Neuem einzusteigen, das möchte ich nur nochmal hervorheben.
Javi ist mit den Kindern und der (damals) neuen Frau seines verstorbenen Bruders unterwegs. Die Frau, sie heißt Kate, ist auch nicht die Mutter der Kinder, und so ist das Ganze eine etwas schwierige Kombination. Der Junge namens Gabe pubertiert gerade und streitet recht oft mit Kate, während zwischen dieser und Javi wohl eine leichte sexuelle Spannung besteht. Die einzige, die keine Scherereien macht ist die Tochter namens Mariana... und die stirbt natürlich später auch als erstes. xD

Die kleine Familie hat sich jahrelang mit einem Van über Wasser gehalten, mit dem sie einfach vor jeder Gefahr davongefahren sind. Regelmäßige Stopps sind für Sprit und Nahrung aber natürlich trotzdem notwendig, und bei genau so einem werden sie von einer Gruppe schmieriger Männer überrascht. Ich persönlich fand es jetzt ja auch unvorsichtig, sich in einer Hütte an Vorräten zu bedienen und davon auszugehen, dass die niemandem gehören. Gleichzeitig bin ich nicht mal sicher, ob die den Typen wirklich gehört haben, oder ob sie da zufällig nun auch dazukamen und alles für sich haben wollten. Ist auch egal, es war alles ein bisschen dumm und im Endeffekt hatten Kate und die Kinder sich versteckt, während Javi aus irgendeinem Grund von einem der Kerle gefesselt und in einen LKW gesteckt wurde, um ihn weiß Gott wohin zu bringen. Warum die ihn nicht einfach niedergeschossen haben, nachdem er einen ihrer Männer auch übel zugerichtet hat, entzieht sich völlig meinem Verständnis.
Nun, jedenfalls fiel dann ein Baum auf die Straße, der LKW kam ins Schleudern und ich konnte den Typen guten Gewissens mit der Pistole, die er beim Crash verloren hatte, in den Rücken schießen. Hey, ich hatte mit dem allen abgeschlossen, ich bin nicht mehr diplomatisch (sagte sie zu dem Zeitpunkt noch).
Und dann trifft man auch schon auf Clementine! Sie hatte den Baum zum Umstürzen gebracht (äh ja... sure...) weil sie wohl hinter dem Fahrzeug her war. Als Javi ihr nämlich erzählte, dass er einen Van hatte, wollte sie ihn dorthin zurückführen wo seine Familie noch war und dafür das Auto dann kriegen. Ich sagte einfach mal Ja, wohl wissentlich dass sich diese Frage später eh nie stellen würde, weil zwischendurch vermutlich eh der Shit abgehen und alles anders kommen würde.
Jedenfalls hatte Clem keinen AJ dabei und war auch sehr... äh... wie sagt man da... abgehärtet? Hm, keine Ahnung. Sie war sehr ernst, misstrauisch und abweisend. Sie war also alleine und sie hatte einen Kratzer an der Wange. Später erfuhren wir, dass Wellington offenbar von irgendwelchen Leuten überfallen worden war, die echt alle Bewohner einfach erschossen - Frauen, Kinder, was weiß ich was noch. Da floh Clementine mit AJ, aber was nun mit ihm ist weiß ich noch nicht.
Wie auch immer, aufgrund einer riiiiesigen Menge Zombies, die offenbar ganz normal geworden ist und vermutlich die "Hauptbedrohung" durch die Untoten darstellt (weil kleinere Grüppchen bestimmt inzwischen von den über die Jahre dazulernenden Menschen oft ausgemerzt werden können), ging es nicht gleich zurück zum Schrottplatz, wo Kate und die Kinder vielleicht noch waren. Der "Herde" wich man anscheinend am besten einfach immer aus.
Clementine brachte Javi dann nach Prescott, einem kleinen abgeriegelten "Städtchen" wo jeder offenbar willkommen war solange man keinen Ärger machte. Es schien als würde Clementine sich dort öfter aufhalten um zu Handeln und so Kram, aber nie lange genug um dort irgendjemanden wirklich zu kennen.

Es war schön so viele neue Personen zu treffen. Also welche, an die Javi nicht emotional gebunden ist, sodass auch ich nicht gezwungenermaßen Interesse an ihnen entwickeln musste. Zwar gibt es jetzt schon wieder einen, den ich richtig klasse finde und dem ich fast meine ewig währende Loyalität schon versprochen hätte - so rein für mich selbst - aber es ist noch nicht so ernst wie bei den vorhergehenden Staffeln. Und wird es auch nicht werden. Hoffentlich.
Also, in Prescott lernten wir Tripp kennen, der sowas wie der Sheriff zu sein scheint? Außerdem eine Frau auf einem Pferd (?) und einen Barkeeper. Naja, und einen schmierigen Händler, den Clementine dann einfach erschoss nachdem er ihr Pistolenkugeln verscherbelt hat, die nicht abgefeuert werden können. Hehehe, ups, so ein Missgeschick.
Ich fand das super nervig, habe Clem aber trotzdem voll gedeckt, weil Javi sie halt sicher noch länger an der Backe haben wird. Warum soll ich sie also verraten?
In eine Art Gefängnis kamen wir dann trotzdem, allerdings eher als Vorsichtsmaßnahme als wirkliche Strafe, und Javi wurde sogar noch von einer Ärztin besucht, weil er bei der Sache mit dem Händler einen Kratzer neben dem Auge abbekommen hatte. Der Ische musste ich dann gleich mal den Wind aus den Segeln nehmen, weil da innerhalb von einer Sekunde schon wild geflirtet wurde, obwohl es dafür überhaupt keine Grundlage gab. Ist schwierig wenn Javi hauptsächlich neckische Kommentare zur Auswahl hat, obwohl ich überhaupt nichts mit der Frau zu tun haben wollte. Da habe ich oft Schweigen müssen. Ich habe dann auch entschieden, mit Tripp am nächsten Morgen zurück zum Schrottplatz zu fahren, statt mit der Ärztin (wie heißt die überhaupt?) schon in der Nacht aufzubrechen - es hatten nämlich beide angeboten uns dahin zu bringen.

Zurück am Schrottplatz durften Javi, Tripp und Clem dann tatsächlich Kate, Gabe und Mariana alle vor ein paar dahergelaufenen Zombies retten, und ich war schon etwas verwirrt. Alle waren davongekommen. Das konnte doch nicht sein?
Konnte es eh nicht. Wie schon gesagt, Mariana musste als erste dran glauben. Das war zugegeben schon ziemlich tragisch, ich war durchaus etwas entsetzt und es tat mir auch leid um sie. Trotzdem schwang auch leichter Unmut mit, dass es jetzt wieder losgeht mit dem Massensterben. Aber bis zu einem gewissen Grad muss es das Spiel ja auch so machen, es interessiert ja auch keine Sau mehr wenn niemand drauf geht und eben auch nicht jederzeit jemand draufgehen könnte. Also keine Ahnung, ich muss das einfach akzeptieren.
Kate wurde da auch angeschossen, aber war noch nicht so eindeutig tot. Es waren natürlich die Typen von vorhin, die zurückgekommen waren - vermutlich weil ihr LKW-Fahrer nie irgendwo angekommen ist! Wenn ich ihn nicht erschossen hätte, hätte der halt trotzdem gepetzt und wir hätten genau dieselbe Situation, aber es geht auch nicht unbedingt darum wieso diese Leute wieder hier waren und wild um sich schossen, sondern um die Tatsache wie dumm es ist, nicht damit zu rechnen. Also ja, irgendwie selber schuld! Und ich bezweifle einfach, dass Javi und Co. vier Jahre lang lauter solchen Begegnungen erfolgreich aus dem Weg gehen konnten und dann plötzlich so dumme, unvorsichtige Entscheidungen treffen - also einfach, sich frei auf dem Schrottplatz zu bewegen und zu glauben, die Typen würden nicht mehr nach ihnen suchen!

Ich musste mich dann noch entscheiden, ob ich mit Tripp, Kate und Gabe sofort zurück nach Prescott fahre, oder Clementine helfe die Kerlen zu vertreiben oder mindestens ein paar abzuknallen! Ich habe am Ende gesehen, dass viele Spieler sich für Letzteres entschieden haben, was ich durchaus nachvollziehen kann. Aber es macht für Javi überhaupt keinen Sinn, nicht sofort mit seiner Familie mitzufahren und sicherzugehen, dass es ihnen gut geht. Ich konnte Clementine auch immer gut leiden, aber Javi kennt sie überhaupt nicht, und zu ihm war sie jetzt auch nicht immer der Charme in Person. Also bitte.
Es sah dann am Ende der Episode so aus als wäre Kate noch im Auto gestorben, aber sicher kann ich da erst beim nächsten Mal sein. Ich hatte nur gehofft, dass ich sie als Zombie nicht selbst umbringen muss, vielleicht bleibt mir das ja erspart. Wobei, es wird ja keine Gelegenheit ausgelassen besonders dramatisch zu sein.^^

Das alles hört sich jetzt nach echt viel Gemecker an, und es zeichnet sich wohl auch das ab, was ich Eingangs schon erklärt habe. Ich werde nach dem Spielen wahrscheinlich wieder darüber ranten, wie unlogisch und blöd ich viele Sachen fand, aber während dem Spielen habe ich eigentlich wieder einen riesigen Spaß. Ich hab richtig, richtig Lust auf alles Weitere und bin echt gespannt auf alles Kommende. Ich weiß nicht, es tut einfach gut wieder in dieser Welt zu sein, auch wenn diese natürlich absichtlich tragisch ist. Aber ich mag Javi, ich mag Tripp und ich mag es auch, unnütze Diaogoptionen zu wählen und einfach in die Geschichte einzutauchen. Trotz der Meckereien im Text bin ich eigentlich viel positiver Überrascht als ich es erwartet hätte. :D Ich freue mich sehr aufs Weiterspielen.


Die Statistiken für die Entscheidungen kann man übrigens nicht mehr automatisch einsehen, da es keinen Telltale Service mehr dafür gibt. Es gibt dafür aber eine ganz simple Lösung in den Steam-Foren, bei der man nur eine Datei in den Spieleordner kopieren muss und - Voilá - alles ist wieder wie es sein sollte.

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