Mittwoch, 28. September 2022

Pokémon Schild


Kurz vor dem Erscheinen der neuesten Generation habe ich es endlich geschafft, alle vorherigen Editionen zu spielen. Ich war wirklich schon ewig nicht mehr halbwegs Up-to-Date, immerhin habe ich ja auch erst Anfang des Jahres Mond gespielt.
Erwartet hatte ich ehrlich gesagt nicht viel. Man hört ja immer, dass die Hauptspiele der Reihe inzwischen nicht mehr überzeugen können und "früher alles besser war". Und dieser Eindruck wurde von Mond jetzt für mich ja auch nicht unbedingt ins Gegenteil verkehrt, auch wenn ich durchaus Spaß damit hatte. Bei Y damals vielleicht noch eher, aber vielleicht lag das auch daran, dass man seinem Spielercharakter plötzlich Kleidung kaufen konnte. 
Auf jeden Fall wurde ich dann positiv überrascht. Bis auf eine der schlechtesten Starter-Auswahlen aller Zeiten hatte ich von Anfang an den Eindruck, dass es wirklich viele neue Pokémon gibt. Verglichen mit Mond (wieder mal) konnte ich mich gefühlt kaum retten vor mir unbekannten Kreaturen, weil diese auch von Anfang an ziemlich prominent präsentiert werden - auch wenn ich viele natürlich bereits durch das Sammelkartenspiel schon gesehen hatte. 
Zusätzlich dazu wurden ein paar neue Mechaniken eingeführt, die teilweise vielleicht Kleinigkeiten darstellen, aber bei mir erheblich zur Motivation beigetragen haben.

Allen voran ist das natürlich die Naturzone, ein riesengroßes Areal mit unterschiedlichen Abschnitten und tonnenweise Pokémon zum Fangen. Die Dynamax-Kämpfe (Gefechte gegen riesengroße Widersacher, während man den eigenen Kämpfer auch riesengroß werden lassen kann) sind dabei eigentlich nur ein kleines I-Tüpfelchen, wo man coole Items herbekommen kann. Vor allem die EXP-Booster machen einen großen Unterschied, da man damit oft auf das Hochtrainieren der eigenen Pokemon verzichten kann. Damit lassen sich auch die Teammitglieder flexibler austauschen, weil man einen Nachzügler einfach mit Items hochziehen kann. Gleichzeitig ist das aber vielleicht oft nicht mal notwendig, weil die Naturzone an sich auch mit den normalen Kämpfen ein motivierendes Gebiet ist. Das lag neben der riesigen Auswahl an wilden Pokémon für mich auch sehr an der Möglichkeit zu Campen. Das ist diesmal notwendig, wenn man mit seinen Pokémon auch über Kämpfe hinaus bonden will, und dieser Vorgang ist zum Glück nicht mehr so cringey wie in Mond. Außerdem kann man auch kochen, und selbst wenn das natürlich kein besonders komplexes System ist, macht es trotzdem irgendwie Freude. Durch das Campen kann das Team an EXP kommen und wird auch geheilt. 
Das alles wirkt in dem großen Areal eigentlich wie ein richtiger Abenteuer-Ausflug abseits der herkömmlichen Routen, die es natürlich trotzdem auch gibt. 
Apropos EXP: Die Voreinstellungen sind so konfiguriert, dass alle Pokémon im Team immer EXP bekommen, wenn welche anfallen. Ein EP-Teiler für alle und jederzeit, sozusagen. Ich weiß, dass das viele nicht mögen, ich finde es klasse. Das Grinden an wilden Pokémon, das in jeder Edition hin und wieder notwendig ist, macht mir nie Spaß. Hier fühlt es sich wenigstens halbwegs sinnvoll an, weil wenigstens jeder etwas davon hat. 
Erfahrungspunkte für alle gibt es auch noch wenn man ein Pokémon fängt, und schließlich bei den Poké-Jobs. Diese habe ich sehr gemocht. Man macht nichts anderes, als eine Gruppe eines Typs über die PC-Boxen per einfachem Knopfdruck für eine bestimmte Arbeit loszuschicken (dafür gibt es Anfragen) und zu warten. Bei der Rückkehr kommen die Ausgesandten meist mit einem Item zurück und erhalten EXP. Das ist eine tolle Möglichkeit, auch inaktive Pokémon zu leveln und einfach das Gefühl zu haben, dass sie auch einen Nutzen haben. Denn die Entscheidung, wen man im aktiven Team behalten will, fällt wieder schwer.

Was ich an den neueren Pokémon eventuell zu bemängeln habe ist, dass mir vorkam die haben oft nur einen Typ. Das war für mich eine Umstellung, denn wenn ich nur sechs Plätze im Team zu vergeben habe, brauche ich Doppeltypen, um mehr Schwächen abzudecken. Ich persönlich wechsle halt ungern Teammitglieder aus, auf die ich mich eigentlich festgelegt habe (also ja, vielleicht bin ich das Problem ;0). Ein bisschen habe ich am Anfang schon geswitcht, aber bei ein paar Kämpfern hat mir das schon so ein bisschen weh getan. Ich konnte also wieder einige Lieblinge finden. 
Durch die Karten kannte ich, wie gesagt, ja sehr viele Pokémon schon und hatte da natürlich auch schon bestimmte Vorstellungen und Vorlieben. Aber sie alle dann "in Action" zu sehen hat meine Meinungen dann oft verstärkt oder vielleicht sogar ein bisschen verändert. Die stärkste Liebe entfachte wohl Voldi in mir, der ziemlich von Anfang an in meinem Team war, und komischerweise Irrbis. Letzteres hatte ich erst gar nicht auf dem Schirm und nur ins Team genommen weil es zwei Typen hatte - auch wenn ich mit Geist bis dahin schockierenderweise noch nie wirklich gespielt hatte. Ich hatte eigentlich auch vor es recht bald mal auszuwechseln, aber dann wurde meine Bindung doch so stark, dass ich mir Online jemanden zum Tauschen gesucht habe, damit ich eine entwickelte Form haben kann. Ansonsten war ich extrem zufrieden mit der Typen-Kombination Kampf/Unlicht, hatte endlich mal wieder eine Evoli-Entwicklung im Team (aus irgendeinem Grund sind Feuer-Pokémon auch hier eher rar gesäht, zumindest mal bis zum dritten Orden), hatte die stärkste Freundschaft tatsächlich mit meinem Fletiano und mochte Memmeon bzw. dann Intelleon mehr als gedacht - vor allem weil er wirklich superstark und dabei ein Gentleman war. xD

Der Spielablauf ist ansonsten aber recht klassisch. Man erkämpft sich wieder Orden, um am Ende gegen den Champion antreten zu können. Aufgelockert wird das alles durch unterschiedliche Arenen je nach Edition (zumindest im Mittelteil des Spiels) und andere Herausforderer, die zeitgleich diese Reise mit einem machen. Von diesen muss man am Ende auch noch einige besiegen, damit man das Privileg hat auf den Champ zu treffen. Außerdem finden die Arenakämpfe in richtigen Stadien mit jubelndem Publikum statt, was dem Ganzen irgendwie ein sehr cooles Feeling verleiht. 
Die Arenaleiter und Nebencharaktere fand ich größtenteils eigentlich ziemlich cool. Ich würde vielleicht sogar "alle" sagen, wenn ich an die Arenaleiter oder Sonya denke, aber es gibt halt einen, den ich wirklich gehasst habe. Der Rivale Hop ist eventuell die schrecklichste Ausgeburt, die sich jemals jemand erdacht hat. Er ist so ähnlich wie der Rivale aus Pokémon Diamant/Perl, also sehr energiegeladen, übermotiviert und augenscheinlich freundlich. Nur, dass Hop auch noch auf eine unsympathische Art und Weise von sich selbst überzeugt ist. Für mich fühlte sich diese "Freundschaft" zwischen ihm und meinem Charakter schon fast toxisch an.^^ Man mag glauben, dass Hop es natürlich nicht böse meint, wenn er dauernd sagt, dass er der nächste Champion wird und der Spieler ihm auf gesunde Art und Weise ein Rivale ist. Es ist sogar ein bisschen beeindruckend, wie er nicht den Mut verliert wenn man ihn zum dritten Mal vernichtend besiegt. Aber ich kam mir von ihm zumindest bis zur Hälfte des Spiels immer gar nicht ernst genommen vor - als wäre ich sein Anhängsel, das diese Reise halt macht weil er sie auch macht. Dass die Tatsache, nicht dauernd davon zu labern Champion zu werden, mich zu einem weniger ernsthaften Trainer macht. Dabei hatte er nach den ersten zwei Orden immer noch nur seine drei Pokémon vom Anfang. Ich frage mich ernsthaft, wie der Spacken Kabu, den Feuer-Arenaleiter, besiegen konnte. 
Ich war halt schon richtig stark, während Hop noch nicht mal seinen Starter entwickelt hatte, und er sprach trotzdem immer davon, dass er der nächste Champion sein würde... und ich halt auch da war. Blöder Scheißtyp. Ihm wird zwar - ich glaube schon vor dem vierten Orden - ein ordentlicher Dämpfer verpasst, womit es zwischendurch deutlich besser mit ihm wird... aber keine Sorge, er findet schon früh genug zu seiner alten Form zurück. Außerdem wurde er ausgerechnet vom zweitgrößten Spacko des Spiels (zumindest zu diesem Zeitpunkt noch, auch der macht eine Entwicklung durch), Bede, auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, was irgendwie verwirrend war - weil man keinen der beiden gegen den anderen gewinnen sehen wollte.^^

Ich hatte auf jeden Fall noch nie in einem Pokémon-Spiel am Ende SO ein Gefühl der Genugtuung, wenn ich jemanden besiegt habe. Das bezieht sich nicht mal nur auf Hop, der im Champion Cup abstinkt, sondern eigentlich auf alle, die dort antreten. Das ist eben eine Art Turnier, wo nur der Sieger gegen den Champion antreten darf, weshalb man vorher einige Kämpfe gegen Rivalen und auch Arenaleiter bestreiten muss. Und jeder von denen hat meinen Charakter quasi getrash talked. Ich habe in allen Runden, außer der letzten gegen den Drachen-Trainer, jedes einzelne Pokémon der Gegner geoneshotted. Trotzdem hat mich immer noch niemand richtig für voll genommen. Hallo?! Für mich ging das wirklich über stupiden Optimismus oder Kampfgeist hinaus, das war schon alles ziemlich dumm.
Selbst der Champion Leon, den ich sonst eigentlich sehr mochte, dachte beim Kampf gegen mich immer noch, dass er gewinnen würde. Ich meine ja, okay, er war bis dahin noch nie besiegt worden. Aber ich hatte zehn Minuten zuvor das legendäre Pokémon Endynalos gefangen, das die Welt zerstören wollte, und das Leon aber nicht selbst bändigen hatte können. Also bitte. Gesteh mir wenigstens zu, dass ich eine Chance habe, wenn du schon so verblendet bist und behaupten musst, dass du gewinnst.
Gekontert habe ich diesen ganzen Verlauf übrigens mit dem bitchigsten Outfit, das ich finden konnte. Das Auftreten meines Charakters war fetzig, cool und ich fands auch ziemlich überheblich - aber das hatten die anderen ja auch nicht anders verdient. xD Hach, ich liebe veränderbare Ourtfits (außer das Trikot bei den Arenakämpfen, das man leider nicht anders gestalten konnte). Marble, so der Name, den ich meinem Charakter gegeben hatte, war einfach geil.

Ansonsten weiß ich gar nicht mehr viel, was noch zu erzählen wäre. Grafisch fand ich das Spiel durchaus in Ordnung, auch wenn die Puppengesichter wieder grüßen ließen. Sehr angetan war ich von den einzelnen Orten, die sich schon sehr voneinander unterschieden - sowohl die Routen als auch die Städtchen. Letztere kamen mir außerdem schon auch liebevoll gestaltet und lebendig vor. Überall sitzen Pokémon herum und sie haben alle irgendwas Einzigartiges. Ballonlea war sooo hübsch, ey!
Apropos Ballonlea: Ich habe auf Englisch gespielt und verstehe bis heute nicht, warum man manche Dinge umbenennen musste. Also, was genau ist jetzt "deutscher" an Fairballey als an "Ballonlea"? Und was soll der Name Delion statt Leon???? Naja egal.
Gut gefiel mir auch die Tatsache, dass man die wilden Pokémon von vornherein sah und es keine wirklichen Zufallskämpfe mehr gab. Schade nur, dass mir immer noch keines meiner Teammitglieder hinterherläuft, obwohl es ja offensichtlich die nötigen Grafiken dafür gäbe. Ich war immer etwas neidisch auf Sonya, die ihr Voldi immer bei sich hatte. <3
Zu guter Letzt erwähne ich noch kurz, dass mir die übergeordnete Story mit den legendären "Helden" (also dem Schwert- und dem Schild-Pokémon) gar nicht so schlecht gefiel - zumindest wie man dieser Legende immer weiter auf die Spur kommt und wie Zacian und Zamazenta schließlich nur kurz auftauchen, um den beiden Helden (ja, leider ist Hop einer davon) zu helfen. Dafür wusste ich von Anfang an, dass Rose der Bösewicht werden würde. An der Antagonisten-Front also nichts Neues. Neu war hingegen das berüchtigte "Team" dieser Edition, Team Yell. Die waren nämlich einfach "nur" ein Fanclub, zumindest für große Teile des Spiels. Die hatten nichts Böses im Sinn, sondern waren nur einfach sehr leidenschaftlich und vielleicht leicht kinderfeindlich (weil sie mich bekämpft haben, um zu verhindern, dass ich als "lautes Kind" ein Silicobra aufwecke). xD
Also ja, es gab schon einiges an gewohntem Trott, aber auch viele kleine Nuancen, die neu waren, und für mich war das eine unterhaltsame Mischung. Aber obwohl mein Fazit positiv ausfällt werde ich mir die Erweiterungen wahrscheinlich nicht zulegen. Dafür sind mir diese dann doch etwas zu teuer, und ich denke ich habe genug Spaß aus dem Hauptspiel für mich herausgeholt.
Ich bin für Karmesin/Purpur auf jeden Fall positiv eingestellt, weil ich auch bei nur minimalen Fortschritten trotzdem finde, dass das schon in die richtige Richtung ging. Auf jeden Fall besser als noch die vorige Generation - ich freue mich richtig auf die nächsten Spiele. 


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