Freitag, 15. Juli 2022

Final Fantasy VII Remake: Kapitel 3-5

Die drei Kapitel, die ich nun im Final Fantasy VII Remake gespielt habe, haben meinen Ersteindruck in vielerlei Hinsicht bestätigt. Oder kurz gesagt, die Ambivalenz setzt sich fort. Auf jedes Tief folgt ein Hoch und umgekehrt. 
Dies betrifft natürlich vor allem die Geschichte, die Charaktere und die Präsentation, das Gameplay selbst finde ich nicht unmotivierend. Jetzt wo ich endlich auch Sidequests entdeckt habe, sowie Waffen aufleveln und auch Beschwörungs-Materias benutzen kann, ist es etwas besser möglich das System als Ganzes zu bewerten. Ich finde es schade, dass man Summons nur in bestimmten Situationen (wahrscheinlich einfach Boss-Battles) benutzen kann, die Handhabung selbst ist aber cool - weil der schon länger existierende Trend fortgesetzt wird, dass die Beschwörungen am Kampf teilnehmen und nicht nur einen speziellen Angriff ausführen. 
Ansonsten habe ich im Action Kampfsystem mit der Nutzung mancher Materias so meine Probleme, weil ich einfach so unbeholfen bin wenn alles in Echtzeit abläuft. Aber ich denke da werde ich mich entweder dran gewöhnen und besser werden, oder sowas halt ignorieren, weil man eh nicht jeden Mist braucht um voranzukommen (vor allem nicht auf leichter Schwierigkeit, denke ich mal xD).
Die größte Neuerung bisher am Spielprinzip, oder vielleicht eher am Spielgefühl, sind aber ja eigentlich die großen Gebiete und die damit verbundenen Sidequests.

Im dritten Kapitel, also gleich da wo ich letztes Mal aufgehört habe, bekommt man von Tifa eine Tour durch Sektor 7. Es gibt zwar wenig begehbare Häuser, aber verwinkelte und vermüllte Straßen, verlassene Außenbereiche und einfach extrem viele Menschen, die im Vorbeigehen alle etwas zu sagen haben - immer zu den aktuellen Geschehnissen. Wirkt auf jeden Fall lebhaft, und am meisten beeindruckt der Ausblick, wenn man die Ansicht nach oben richtet. Midgar ist grafisch schon echt gelungen, oben die Platten und außen die Säulen geben einem ein beklemmendes Gefühl, obwohl alles so weitläufig ist. 
Weniger gelungen ist, meiner Meinung nach, Tifa. Okay, ich gebe zu ich bin biased, weil ich sie im Original halt nicht besonders mochte. Ihr auffälligster Charakterzug besteht dort aber auch daraus, vor allem je mehr das Spiel voranschreitet, Cloud zum Mittelpunkt ihrer Existenz zu machen (und einige dumme Entscheidungen von ihr basieren auch nur darauf). Aber das Remake gibt in all seiner Ausführlichkeit jetzt ja den Charakteren die Möglichkeit deutlich beleuchtet zu werden, deshalb versuche ich wenigstens mich nicht zu sehr von meiner ursprünglichen Meinung beeinflussen zu lassen. 
Und das funktioniert eigentlich auch die meiste Zeit über deutlich besser für mich als ich Anfangs befürchtet habe. Klar mache ich im Kopf immer noch Vergleiche, aber eben gerade was die Charaktere betrifft habe ich das Gefühl, sie neu kennenzulernen und losgelöst von ihren Originalen zu sehen. 
Aber trotzdem werde ich mit Tifa irgendwie nicht warm, zumindest bisher nicht. 
Momentan habe ich den Eindruck, dass sie als moralisch absolut gute Person dargestellt wird, und das Problem ist das Wort "dargestellt". Es kommt mir vor, dass man mir das richtig aufdrängen will. Zum Beispiel fand ich richtig furchtbar, als sie Cloud dem Waffenhändler vorgestellt hat. Der war sehr ungehalten und Cloud wiederum hat kaum was gesagt, trotzdem hat Tifa ihm dauernd zugeflüstert "Sei nett!!!!". Äh, the fuck ich hab gar nichts gemacht? 
Es hat mich dann ehrlich ein bisschen genervt, die ganze Tour und alle Sidequests mit ihr zu machen. Weil halt beim Herumlaufen auch die ganze Zeit gelabert wird und sie ihre Gutmenschen-Klappe nie gehalten hat. ;0 Das einzige, was ich bisher mit ihr schön fand war die Erinnerung an das Kindheitsversprechen zwischen ihr und Cloud in Nibelheim, das ziemlich genau vom Original übernommen wurde, nur halt in richtig geiler Grafik. Da werde ich dann wieder schwach. Aber gut, es war trotzdem alles nicht übermäßig schlimm. Dass ich nicht "warm mit Tifa werde" ist wirklich aktuell die treffendste Beschreibung. Im Kampf macht es übrigens auch durchaus Spaß sie zu steuern. So waren die relativ generischen Sidequests (zumeist "Vernichte diese Monster an einem gewissen Ort", nur bei einer durfte ich in Sektor 7 nach Katzen suchen :3) zumindest schon mal eine Abwechslung zu den vorherigen Spielabschnitten.


Diesmal hat man in Sektor 7 übrigens sogar ein eigenes Zimmer in einer Art Motel, was ich auch wieder gewöhnungsbedürftig fand, aber in Hinblick auf den Verlauf der Geschichte schon Sinn macht. Denn Cloud wird hier keineswegs so mir nichts dir nichts bei Avalanche integriert, Barret versucht sogar aktiv so gut es geht ihn nicht mit einzubeziehen. Vielmehr ist man einfach in Midgar, um als Söldner Geld zu verdienen, egal mit wem und wie. 
Hierzu muss ich sagen, dass ich die komplett neuen NPCs bisher alle irgendwie doof finde. Von der Besitzerin des "Motels" über den Rotschopf, der fast ausplaudert wer bei Avalanche ist, bis zum Questgeber, der neue Materias entwickelt - irgendetwas an ihnen finde ich ein bisschen cringey (wieder mal dieses Wort). Und das wird später erst mal nicht besser, aber dazu komme ich gleich. 
Gut fand ich dann nur noch, wie Cloud in einem der Motel-Zimmer auf einen Sephiroth-Klon trifft und daraufhin einen kurzen Zukunftsblick auf die "Reunion" der Klone beim Nordkrater erhascht. Wenn man jetzt mal Tifa ignoriert, die wieder aufopfernd dazwischen geht, fand ich das wieder eine gute Einbindung der übergeordneten Ereignisse - naja, bis auf die Tatsache, dass Cloud zuerst wieder Sephiroth in dem Klon sieht. Aber hey, im Gegensatz zu den ersten beiden Kapiteln war das erfrischenderweise das einzige Mal, dass man seine Fresse gesehen hat. 

Naja, und dann rekrutierte Jessie Cloud privat für einen Auftrag, weil Barret ihn ja - wie bereits angedeutet - nicht wirklich irgendwo dabei haben wollte. Und das war eine absolut tolle Entscheidung der Entwickler, muss ich wirklich zugeben. Biggs und Wedge gesellen sich nämlich auch noch zu dem Spaß, und abgesehen davon, dass man alle Kämpfe alleine mit Cloud bestreiten muss, war das eine tolle Konstellation. 
Jessie möchte einen anderen Sprengstoff aus einem Shinra-Warenhaus stehlen, weil sie immer noch der Meinung ist ihre Bombe wäre der Grund für die üble Explosion von Reaktor 1 gewesen. Dazu geht es mit Biggs und Wedge gemeinsam auf Motorrädern nach oben - ja, richtig gedacht, auf die Platte über den Slums! Dort wohnen hauptsächlich Shinra-Angestellte in gut behütetem Umfeld und man erfährt, dass Jessie früher ebenfalls dort lebte, und man macht einen kurzen Abstecher, um ihre Eltern zu besuchen. ---
Okay, ja, so sehr ich es auch verdrängen will, ich kann das Motorradfahren nicht auslassen. Der Weg auf die Platte ist diesmal quasi das Motorrad-Minispiel, nur kam es mir ziemlich lang vor und hatte einen ziemlich bescheuerten Abschluss. Der bisher schlimmste der neuen Charaktere wurde vorgestellt, ein SOLDAT (wenn ich das richtig mitbekommen habe) namens Roche, der zufällig wohl nichts mehr liebt als sein heißes Bike und einen herausfordernden Kampf... auf eben jenem Bike. Und manchmal auch nicht. Was weiß ich. Das, was man dem Typen aber zu Gute halten kann ist, dass er schon wieder so schlecht als Charakter ist, dass es wenigstens albern wirkt und man sich zumindest manchmal darüber lustig machen kann. Aber wie auch immer: Jetzt hatten wir schon das Motorrad-Fahren und im 7th Heaven konnte man Dart spielen, ich glaube also da kommt noch einiges an der Minispiel-Front.

Zurück zu Jessie, oder besser gesagt zu ihren Eltern. Wir erfuhren nun, dass der Vater einen Arbeitsunfall in einem Reaktor gehabt hatte, und seitdem an einer Mako-Vergiftung litt und in sowas wie einem Koma lag. Deshalb hatte Jessie ihr relativ angenehmes Leben in Midgar aufgegeben, um  Avalanche beizutreten. Ich fand das tatsächlich einen sehr wertvollen Moment, der mir die Charaktere näher gebracht hat. Denn auch Biggs und Wedge haben hier einige Szenen, in denen man sie besser kennenlernt und einfach ein Gefühl für die Gruppe bekommt. Und man merkt sogar, dass Cloud quasi gleichzeitig mit mir warm mit den Leuten wird. Ich fand richtig cool, dass er sogar Wedge am Ende des Auftrags regelrecht aufgemuntert hat, und äh... vergesst bitte, was ich letztes Mal über Cloud geschrieben habe. Ich hasse ihn deutlich weniger als ich vermutet hatte, vielmehr bin ich peinlicherweise auch schon ein bisschen verrückt nach ihm. Es hat schon echt was, diese Momente eines Anflugs von Emotionen bei seiner sonstigen Kühlheit zu erleben. Es ist mir beinahe schon ein bisschen zu viel Gefühl bei ihm (was nichts daran ändert, dass ich ihn mehr mag als nötig wäre). xD 
Also habe ich ab jetzt kein Recht mehr mich darüber zu beschweren, wie alle Frauen grundlos sofort auf Cloud abfahren, Mist. Naja, mache ich vielleicht trotzdem noch, mal sehen. 
Auf jeden Fall war das Kapitel mit den drei Avalanche-Mitgliedern bisher wohl das Highlight des Spiels für mich. Ich war selbst überrascht, weil ich da ganz am Anfang auch skeptisch war, aber das war ein toller Abschnitt. Und das ist eigentlich das, was ich persönlich von einem Remake möchte. Geschichten können sich durch modernere Mittel sinnvoll vertiefen, Charaktere sich mehr entfalten und Details erzählt werden, für die früher kein Platz war. Aber hier wurde dann halt insgesamt zu viel anderes noch dazu gedichtet - oft auch völlig unpassender Scheiß, wie Roche - sodass die Begeisterung für manches auch schnell wieder abklingen kann. Naja, aber wie schon mal gesagt, bei einem mir so wichtigen Spiel wie FFVII ist es sicher trotzdem das Beste. Alles was falsch läuft kann man so wenigstens absolut getrennt vom Original betrachten. 
Äh, wo war ich? Ahja, Jessie, Biggs und Wedge. Ich muss zugeben, dass es mir diesmal wirklich sehr ernsthaft das Herz brechen würde, wenn sie schließlich irgendwann von der herabstürzenden Platte zerquetscht werden würden. Ich habe gehört, dass hier im Remake ein bisschen offen gelassen wird, ob sie nicht doch überleben, aber ganz ehrlich, es kann sein, dass mich selbst das ein bisschen zerstört. Immerhin wollte ich am liebsten gar nicht mehr, dass Barret und Tifa wieder vorkommen und ich mit denen herumlaufen muss. 

Das ergibt sich dann, weil Jessie sich bei einem unerklärlichen Angriff der Umhang-Geister verletzt, aber ein weiterer großer Einsatz von Avalanche bevorsteht. Und statt Wedge kommt Tifa mit, die aber eh nie wirklich mit Herz bei der Sache ist, weil sie ja niemanden verletzen will. Ich frage mich schon wie sie die überhaupt aufgegabelt haben, bisher habe ich eigentlich keinen Grund gefunden warum sie bei Avalanche sein sollte. Im Original habe ich mir das halt irgendwie zusammengereimt, weil man allgemein viele Informationen dazudenken musste, aber das reicht mir hier nicht mehr. Hier wird eigentlich wenig auf subtile Hinweise gesetzt und quasi alles erzählt.
Naja, auf jeden Fall fahren dann Cloud, Barret und Tifa mit dem Zug in Richtung Sektor 5. Und Mann, Zug-Szenen tun dem Spiel einfach nicht gut. Erstens fand ich total komisch, dass Tifa Cloud aufträgt nach Barret zu sehen und das nicht selbst macht, und zweitens war dieser halt wieder echt wie eine schlechte Karikatur in diesem Ambiente. Der Shinra-Angestellte war auch äußerst dumm, der sich mit ihm angelegt hat. Ja genau, provoziere den extrem gefährlich aussehenden Kerl, der schon letztes Mal gesagt hat er sympathisiert mit den Terroristen, die nun wiederum im Vorhinein eine Bombendrohung ausgesprochen haben - und dieser Zug fährt auch zufällig noch genau zu diesem Ziel. Zum Glück hat Tifa alles gerettet indem sie, sobald Avalanche aufgeflogen sind und Alarm im Zug ausgelöst wurde, verkündet hat, dass sie niemanden sterben lassen will - selbst wenn jemand zum Feind gehört. *augenroll*
Ich hatte nach dem Sprung aus dem Zug, wo wir dann eeewig lang Gleisen folgen mussten und hin und wieder von Shinra Patrouillen unterbrochen wurden, wieder deutlich weniger Lust auf alles - es folgte nach dem Hoch mit Jessie und Co. also eben wieder das nächste Tief. Man gewöhnt sich zwar daran, aber es verwundert mich trotzdem wie man ausgerechnet die Cloud-Tifa-Barret-Konstellation tatsächlich langweilig machen kann. Wäre das hier das originale Spiel würde ich mich ernsthaft fragen, warum die beiden in der Hauptparty sind und Jessie zum Beispiel kein einziges Mal. Ich meine, Tifa, okay, an der hat mir noch nie viel gelegen, aber wie zum Henker kann man einen Charakter wie Barret so uninteressant - und wenn gerade nicht das, dann irgendwie fehl am Platz - im Vergleich zum Original gestalten? Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass es noch eine andere ursprünglich vorkommende Person gibt, die die Entwickler noch mehr versaut haben.


Ich bekam beinahe einen Schwindelanfall, so sehr musste ich jedes Mal mit den Augen Rollen wenn Heidegger gezeigt wurde. Ich finde es ohnehin unnötig, dauernd den "Feind" zu zeigen, der all unsere Schritte beobachtet und irgendwelche Lakaien nach uns schickt, aber sonst nicht viel mehr macht als seine Angestellten zu schickanieren. Das ist äußerst uninteressant und trägt irgendwie nichts zum Geschehen bei. Vor allem weil eigentlich gerade Heidegger derjenige der oberen Shinra-Etage sein sollte, den man trotz seiner Bosheit einfach nicht ganz für voll nehmen kann. Dieser Remake-Heidegger wird allerdings toternst präsentiert, und seine Dialoge sind eigentlich nur vertuschte Varianten des Satzes "ICH BIN TOTAL BÖSE". Gott, ist er schlecht gemacht. Unglaubwürdig, viel zu dick aufgetragen und dabei nicht mal unfreiwillig komisch. Und wie gesagt, es trägt einfach überhaupt nichts zum Geschehen bei. Da würde ich lieber noch Präsident Shinra sehen, wie er am Telefon dunkle Befehle murmelt, die ich nicht hören kann oder so... ja, ich wünsche mir von manchen Dingen wirklich etwas mehr Subtilität. Aber hey, immerhin hatte ich jetzt sicher so drei Stunden ohne Auftauchen von Sephiroth, das ist eigentlich auch schon was.

Im nächsten Kapitel geht es jedenfalls zu Reaktor Nummer 5. Nein, wir sind immer noch nicht da, nachdem wir dreißig Kilometer Zugschienen hinter uns gebracht haben. Es wird also erst mal vermutlich genauso munter weitergehen wie bisher - Barret-Tifa-Cloud-Lameass-Banter und Heidegger fremdschämen. Naja, auf irgendeine verquere Art und Weise macht mir aber sogar das irgendwie Spaß. Und in Kapitel 7 passiert dann hoffentlich wieder was Cooles. °o°

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