Sonntag, 17. März 2019

Valiant Hearts: The Great War


Seit ich mir Valiant Hearts vor etlichen Jahren gekauft habe, hatte ich immer Vorbehalte es zu spielen. Ist eigentlich blöd, ich weiß, weil ich es dann auch nicht hätte kaufen müssen. Aber ich hatte immer so den Gedanken, dass ich für so viele Emotionen gar nicht bereit war. :D Immerhin spielt das Spiel im Ersten Weltkrieg und ein Hund ist dabei. Für jeden, der mich gut genug kennt, sagt das eigentlich schon alles. Ein Hund. Im Krieg. Ich sterbe doch selbst tausend Tode wenn dem was passiert.
Aber dieses Jahr, wo ich ja hauptsächlich Dinge spielen will, an die ich gewisse Erwartungen stelle, sollte es dann soweit sein. Ich habe mich überwunden, das Spiel installiert, wurde dreizehn Mal vom Uplay Client veräppelt (dass man Valient Hearts nur über Uplay spielen kann, ist definitiv der absolut größte Negativpunkt hier), und fühlte mich schon im Startbildschirm leicht melancholisch. Aber ob es dann wirklich so emotional und schlimm wurde wie erwartet, werde ich euch etwas ausführlicher beantworten.

Ich sags gleich mal, um jegliche "Spannung" rauszunehmen: Die Antwort ist Nein. Aber das sage ich mit absolut positiver Intention. Valiant Hearts hat ein sehr ernstes Thema, bringt einem dieses aber auf eine nicht zu überdramatisierte Art und Weise nahe. Dazu trägt der Comicstil einen großen Teil bei, und auch die Tatsache, dass es wenige Dialoge gibt. Eigentlich wird nur in den Zwischensequenzen wirklich gesprochen, beim Spielen selbst wird einem das Meiste über Bilder in Sprechblasen nahe gebracht. So bewahrt man einen gewissen Abstand von der Thematik, wird aber nicht davon abgehalten, sich in das Geschehen trotzdem reinzufühlen. Es ist echt schwer zu beschreiben, weil nichts beschönigt wird, aber man auch nicht endlos mit der Dramatik zugelabert wird und die Szenen so auf sich wirken lassen kann. Valiant Hearts weiß irgendwie genau, wie es gewisse Dinge präsentieren muss - leicht minimalistisch, aber trotzdem mit Gefühl wo es passt, und einer großen Portion Spannung. Ehrlich, ich würde das Spiel fast mehr als spannend als emotional einstufen, obwohl es Letzteres an den nötigen Stellen natürlich trotzdem ist. Das liegt an einigen Gameplay-Passagen, die mich ganz schön ins Schwitzen gebracht haben.

Grundsätzlich ist Valiant Hearts ein Puzzle-Spiel, würde ich sagen. Die meiste Zeit über muss man wenige Dinge miteinander kombinieren, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Zum Beispiel einen Korb an ein Seil binden, um den Hund an eine Stelle zu karren, von der er eine Stange Dynamit holen kann, die genutzt wird um den weiteren Weg freizusprengen. Oder ein Rohrsystem so mit verschiedenen Rohrstücken zu verbinden, damit das Giftgas in eine andere Richtung entlassen wird. Die Kombinationsarbeit mit dem Hund ist hierbei enorm wichtig, und oft kommt es auch auf das Timing an. Zum Glück waren die Aufgaben nie wirklich schwierig, weil sie sonst zu lange vom Spielgeschehen ablenken würden. Es tat gut, öfter mal durchzuatmen und ruhig vor sich hin zu rätseln, aber die actionreicheren Level waren trotz aller Anstrengung einfach die Hightlights. Dabei mag ich sowas ja sonst eigentlich nicht so. xD
Zur genaueren Erläuterung muss ich erst mal die Hauptcharaktere ein wenig erklären, von denen es vier gibt. Und eben Walt, den besten Hund aller Zeiten. Der gehörte eigentlich einem Deutschen (die natürlich DER FEIND sind) und wurde von Emilé, dem ersten Hauptcharakter mit dem man spielt, in einem Gefangenenlager gerettet. Walt hilft daraufhin allen spielbaren Charakteren mal und fällt praktischerweise natürlich auch dem Feind nicht auf, weil er ja das Zeichen der Deutschen Armee trägt. ;D Er kann jedenfalls an Orte, wo normale Menschen nicht reinkommen, kann Items tragen und sogar den ein oder anderen Schalter betätigen. Oh, und natürlich Leute ablenken.
Wie gesagt, Emilé ist der erste spielbare Charakter. Er ist ein etwa 50 Jahre alter Franzose und betreibt mit seiner Tochter Marie, deren Mann und dem Kind der beiden einen Hof in Frankreich. Er wird ganz normal an die Front beordert und man bestreitet das Tutorial mit ihm. Erst wenn er Walt in diesem Gefangenenlager findet, offenbart sich seine einzigartige Fähigkeit: Er kann in weicher Erde Tunnel graben.

Gleichzeitig mit Emilé lernt man auch Karl kennen - Maries Mann. Der ist aber Deutscher, muss aus Frankreich ausreisen und für den Feind kämpfen. Spielbar ist er eigentlich als letztes, und er kann auch nicht viel mehr als dauernd in Lebensgefahr zu sein. xD Da er aber recht früh von den Franzosen gefangen genommen wird und später flieht, muss man wenigstens auf dem Schlachtfeld nicht gegen ihn kämpfen.^^
Der zweite ernstzunehmende Charakter wäre dann Freddy, den Emilé schon beim ersten Einsatz kennenlernt. Freddy ist Amerikaner und kämpft für die Franzosen, hauptsächlich um sich an jemandem in der Deutschen Armee zu rächen. Er kann Stacheldraht durchknipsen und Panzer fahren.
Die letzte im Bunde ist dann noch Anna, die auf der Suche nach ihrem Vater, einem französischen Wissenschaftler, der von den Deutschen entführt wurde, als Ärztin an die Front geht. Sie kann Auto fahren und Leute verarzten.

Da all diese Charaktere natürlich nicht immer am selben Ort sein können (vor allem Karl nicht, aber alle möglichen Konstalltionen begegnen sich wiederholt), wechselt man ziemlich oft hin und her, und es wird so für sehr viel Abwechslung gesorgt. Neben den ruhigen Passagen hat man sich für die Action auch echt viel einfallen lassen. Mal muss man Bomben ausweichen (sehr gerne auch mal während man mit dem Auto fährt), vor Dauerbeschuss Deckung suchen und trotzdem voran kommen, Suchtrupps mit Taschenlampen ausweichen, SICH DURCH EIN MINENFELD GRABEN (ich werde davon Alpträume haben, ich schwöre es), mit dem Panzer seine Kameraden schützen, und und und. Das alles mit Geschwindigkeit und Timing, manchmal noch unter Zeitdruck. Ich weiß nicht, ob das lustig klingt, aber das war es. Ich habe echt geschwitzt, geschrien und geflucht, aber nichts war besser als das Gefühl, es geschafft zu haben.
Wo ich weniger geschwitzt habe, das waren die Plottwists. Okay, der Fairness halber muss ich sagen, dass ich gar nicht sicher bin, ob der Spieler an sich auf falsche Fährten gelenkt werden sollte. Ich meine, dass der Hund, der auf jedem repräsentativen Bild des Spiels zu sehen ist, nicht im zweiten Kapitel (von vier) stirbt, sollte man sich denken können. Trotzdem wurde das eingebaut. Aber vielleicht sollte manchmal auch einfach nur gezeigt werden, dass man im Krieg nie so sicher war, ob ein liebgewonnener Mensch oder Kumpane eigentlich noch am Leben war. Immerhin erfährt beispielsweise Emilé auch niemals, dass Karl am Ende noch lebt und zu Marie gelangen konnte.
Äh ja, wir sind inzwischen bei der Story angelangt. So ein wirrer Beitrag.

Ich möchte aber eben auch gar nicht zu viel dazu sagen, weil man die Beziehung, die man zu den Geschehnissen aufbaut, so schlecht beschreiben kann. Natürlich geht es um den Krieg, aber das kann man auch in Geschichtsbüchern nachlesen bzw. teilweise auch im Spiel, das viele historische Fakten beisteuert - zu Schauplätzen, berühmten Schlachten, Waffen im Einsatz, Bräuche unter Soldaten, etc. Muss man nicht durchlesen, kann man aber wenn man mag. Fand ich super.
Aber für das Spiel an sich muss man nur wissen, dass man das Einzelschicksal von Leuten sieht, die auf französischer Seite des Krieges kämpfen müssen (oder ihrem Herzen nach müssten), und diese eben über mehrere Jahre begleitet. Weil es zwar schon einen roten Faden gibt, aber vor allem die kleinen Episoden die sind, die einen so mitreißen. Zum Beispiel eben wie Karl aus dem Gefangenenlager flieht, beinahe erwischt wird und dann die Marke mit einem anderen entflohenen Kameraden tauscht, der auf der Flucht gestorben ist. Das alles passiert in zehn Minuten, es wird kaum geredet, aber es wirkt trotzdem so auf einen ein. Und das ganze vierte Kapitel ist eigentlich fantastisch, obwohl Freddys und Annas Geschichten bereits abgeschlossen sind, Karl wieder mal beinahe stirbt und Emilé ganz wo anders ist. Aber nach all der Zeit mit den Leuten fiebert man bei allem einfach nur noch mit, und dann... dann trifft einen das Ende auch genau ins Herz. Also spätestens da ist es dann wirklich Zeit zu heulen (obwohl mir auch vorher schon das ein oder andere Mal die Tränchen gekommen sind, aber eben in gesundem Maß. Oder so. xD)
Ich sage nur so viel: Walt stirbt nicht (das kann mir auch nun wirklich niemand antun), und bei allen Möglichkeiten sich zu verletzen, zu sterben oder jemanden zu verlieren, hätte ich wirklich nie an so etwas gedacht. Es ist aber trotzdem passend, richtig gut gemacht und ein echt würdiges Ende für ein durch und durch tolles Spiel. Das beste, das ich bisher dieses Jahr gespielt habe. Wenn diese Sache mit Uplay nicht wäre, würde ich Valiant Hearts wirklich uneingeschränkt empfehlen.

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