Sonntag, 25. September 2016

Syberia 2


Es ist inzwischen schon eine ganze Weile her, dass ich Syberia 2 gespielt habe. Ich hatte ohnehin eher wenig Zeit zum Schreiben, aber im Fall von diesem Spiel deckt sich meine Motivation, darüber zu berichten, ungefähr mit meiner Motivation damals, es zu spielen.
Ich habe gehört, dass der zweite Teil beliebter sein soll als der erste und kann mir vielleicht in Grundzügen vorstellen, woran das liegen könnte. Die Locations sind vermutlich interessanter, „exotischer“ und fühlen sich mehr danach an, Kate und Hans zum Ziel zu führen, aber das Stichwort ist hier „vermutlich“. Zwei Dinge haben mich nämlich total davon abgelenkt, positive Dinge auch wirklich anzuerkennen oder überhaupt zu erkennen: Die Geschichte und die schiere Anzahl an zwar schönen, aber völlig ereignislosen Screens, auf denen man nie auch nur irgendetwas machen kann. Letzteres ist natürlich eher so ein i-Tüpfelchen, hat mich aber fast von Anfang an gestört, während Ersteres ja komplett subjektiv ist – dabei aber so ein wichtiger Punkt, dass der eben alles vermiesen kann. Und beides zusammen hat halt dazu geführt, dass ich Syberia 2 nicht unbedingt als gute Erfahrung verbuchen konnte, so leid mir das auch tut. Teil 3 werde ich mir aber trotzdem holen. ;)

Syberia 1 hat ja damit geendet, dass Kate beschlossen hatte, gemeinsam mit Hans Voralberg und seinem mechanischen Zugführer Oskar nach dem Ort Syberia zu suchen. Was hatte ich mir also für Teil 2 vorgestellt?
Prinzipiell eigentlich mehr vom Bekannten, nur dass Kate diesmal nicht ganz alleine nach Hinweisen suchen würde müssen. Also, ich habe quasi erwartet, dass Hans als gebrechlicher und auch leicht wirrer Mann zwar im Zug bleibt und an irgendwelchen Sachen herumbastelt, er aber immer wieder Ansprechpartner für Kate sein wird und Tipps geben kann und so Kram. Aber nichts da! Hans ist quasi das ganze Spiel über nicht wirklich "dabei". Anfangs ist das durchaus noch ein interessantes Element – eine so lange Reise ins eisige Ungewisse muss für einen alten Mann ja irgendwie anstrengend sein.
Hans wird also recht früh im Spiel krank und man muss einen Weg suchen, ihn wieder reisefit zu machen – bzw. kratzt er fast ab, also ist das tatsächlich auch eher was Ernstes^^. Das hat schon seinen Reiz, weil man dabei wieder ein wenig mit Menschen zu tun hat, die den alten Erfinder noch von früher kennen (oder kannten und inzwischen tot sind) und man weitere Hinweise auf Syberia findet, während man versucht, Hans das Leben zu retten. Das fühlt sich dann durchaus auch nach dem an, was ich so für den zweiten Teil im Kopf hatte. Aber nach den ersten zwei Locations und der Genesung des Alten geht es irgendwie weiterhin immer nur darum, Hans das Leben zu retten – er steht quasi bis kurz vor Ende nicht mehr zur Verfügung, weil er erst entführt wird und danach wieder am Rande des Jenseits wandelt, weil er innerlich aufgegeben hat, Syberia wirklich zu finden. Dabei hat er nicht mal mitbekommen durch wie viele ereignislose Screens ich eigentlich wandern musste, um ihn wieder zu finden. ;0
Also ja, die Jagd nach dem Zug und den Entführern ist eher unspannend, weil es eben einfach so unglaublich viele „Zwischenbildschirme“ gibt, durch die man immer nur durchlaufen muss. Und das weiß man in den meisten Fällen auch sofort, weil man alle wichtigen Objekte von Anfang an ansehen oder einsammeln und diese durch die optischen Änderungen des Cursors auch gleich erkennen kann. So ist jede Umgebung, wo es nichts (mehr) zu interagieren gibt, nur ein Zeitaufwand - vor allem weil man Kate tatsächlich beim Laufen zusehen muss, da es keine Möglichkeit gibt, Screens schneller zu verlassen. Und man muss wirklich viel hin und her laufen. Es fördert zwar theoretisch die Atmosphäre wenn die Welt eben nicht nur aus wenigen Gebieten besteht, die offensichtlich nur dazu dienen, Rätsel um Rätsel zur Verfügung zu stellen (vor allem weil das Setting ja auch quasi der A* der Welt ist), aber hier wurde für mich persönlich heillos übertrieben. Ich habe mich teilweise echt gelangweilt bei all den ewigen, ereignislosen Laufwegen.

Außerdem hat das, gemeinsam mit der dauernden Abwesenheit und Lebensgefahr von Hans, total vom Eigentlichen abgelenkt: Syberia zu finden! Nicht nur abgelenkt, eigentlich stößt man sowieso völlig zufällig darauf. Also klar, die Zugschienen führen ja nur eine mögliche Strecke entlang, so dass man früher oder später dort ankommt, wo der Weg in das geheime Land geebnet wird, aber all das hätte man auch auf eine mystischere Art und Weise erleben können. Zum Beispiel findet man das Dorf der Youkol, die selbst nur Legenden sind, eigentlich zufällig, weil einer der Zugentführer Kate etwas antun will und die beiden quasi kämpfen – sie stürzen dann durch Schnee und Eis in dieses Dorf. Das ist ziemlich lame wenn man bedenkt, dass es sicher auch Möglichkeiten gegeben hätte, diesen geheimen Ort durch Hinweise nicht nur zu "kennen", sondern auch zu finden, so wie man damals in Teil 1 eben Hans Vorarlberg gefunden hat.
Das Dorf selbst ist übrigens auch so eine Sache. Es könnte absolut klasse sein. Eine versteckte Zivilisation, mit eigenen Bräuchen und Aberglauben, die direkt mit Syberia in Verbindung zu stehen scheint! Und da gibt es auch ganz coole Rätsel… die allerdings zwischen ewig andauernden Laufpassagen kaum mehr auffallen. Also ernsthaft, dieses verkackte Dorf hat ungefähr 30 eigene Screens und man kann vielleicht auf einem Drittel auch etwas machen – am Ende läuft man dann sowieso nur noch fünf Minuten lang in die eine, und fünf Minuten lang in die andere Richtung, um die letzten Puzzleteile zusammenzufügen (weil man auf den Zwischenscreens, wo es etwas zu erledigen gab, natürlich längst alles gemacht hat).
Ich war so genervt, dass mir sogar ziemlich egal war, dass Oskar sich quasi geopfert hat, um Hans doch mit dem Leben davonkommen zu lassen - und das ist vermutlich DER Schlüsselmoment im Spiel, der irgendwo jedem Spieler etwas bedeuten sollte. Ich weiß bis jetzt auch nicht genau, ob ich das nun sehr cool, etwas traurig, oder ein bisschen seltsam finde, weil ich zu dem Zeitpunkt einfach wirklich nicht mehr besonders interessiert war.
Das ist so schade! Der ganze Part im Dorf könnte so cool sein! Und das Ende erst!

Also, es wird dann nach dem Dorf, das eigentlich ein sicheres Zeichen darstellt, dass man bald am Ziel sein sollte, nochmal eine Weile hinausgezögert, dass man Syberia wirklich findet. Das war auch echt so unnötig – mir hätte es echt gereicht, wenn man in Syberia selbst nochmal die sowieso existierenden zwei, drei Rätsel löst, statt dass der verdammte Zugentführer nochmal auftaucht und das Schiff, mit dem man das Youkol-Dorf verlassen hat, übernimmt.
Die gesamte Erzählstruktur wird so nochmal lächerlicher. Die ganze Geschichte beschränkt sich eigentlich auf wenige gleichbleibende Probleme: Der Zug kann nicht weiter, Hans wird krank, der Zug wird entführt, Hans wird nochmal viel kranker, das Schiff wird entführt und wo sind die Mammuts in Syberia. Der letzte Punkt passt da gar nicht ins Schema, aber genau von sowas hätte ich gerne mehr gehabt.
Auch etwas seltsam fand ich Kates Verbindung zu ihrem alten Leben, die gar nicht vorhanden war. Also während sie sich im ersten Teil eben entwickelt hat, bis sie bewusst alle Bande gesprengt und sich auf ein Abenteuer eingelassen hat, war sie hier im zweiten Teil nun mal dort angekommen, wo sie sein musste. Bis auf ein paar Zweifel, die sich Anfangs bei der Protagonistin immer mal wieder einschleichen gab es wohl nichts, was man da noch weiterentwickeln könnte. Das "Beste" daran war aber, dass Kates alter Arbeitgeber einen Detektiv anheuert, um sie wieder zu finden und zurückzubringen, und damit dann absolut nicht passiert! Also der Kerl macht sich auf den Weg und man bekommt öfter Szenen zu sehen, wie er mit diesem Boss von Kate telefoniert und ihn auf dem Laufenden hält… bis er gegen Ende dann meint, dass es keinen Sinn mehr macht und das wars dann. Ich glaube der wird sogar von einem Bären gefressen, wenn ich mich richtig erinnere. xD Wer hier also erwartet hat, dass man diesen Leuten tatsächlich irgendwie entkommen muss, oder Kate auch nur irgendwann überhaupt mitbekommt, dass jemand nach ihr sucht, hat falsch gedacht! xD
Bei all diesen Sachen frage ich mich schon, was die Entwickler eigentlich gedacht haben. Haben sie zu viel Geld für hübsche Screens und Zwischensequenzen ausgegeben, so dass sie sich nicht mehr Ressourcen für echte spielbare Events leisten konnten? ;0
Wie gesagt, ein paar Dinge hätten schon echt Highlights werden können, aber während ich das durchaus irgendwo hervorschimmern sehe, habe ich trotzdem nicht viel empfunden.


Außer am Ende, das Ende war gut. Also nicht „der Endpart“ des Spiels – ich war auf Syberia ein bisschen zu dumm für die Rätsel – sondern tatsächlich das Ending an sich. Das mochte ich sehr und da wäre ich sogar fast noch wehmütig geworden.
Ich weiß nur nicht, was nun in einen dritten Teil kommen soll. An sich ist die Geschichte für mich, so holprig sie auch war, gut abgeschlossen. Ich weiß auch echt nicht, was Kate als nächstes tun soll… und Hans ist nach all den fast-Toden und dem Erreichen seines größten Traumes ja wohl auch nicht mehr zu weiteren Reisen bereit (wenn doch fände ich das äußerst seltsam). Außerdem gibt es den einzig wirklich wichtigen Nebencharakter Oskar ja auch nicht mehr. Also, was wird wohl kommen?
Trotz der harschen Kritik bin ich doch irgendwie ziemlich gespannt. Ich werde nun nur einfach nicht so hohe Erwartungen haben wie nach Teil 1 – aber vielleicht werde ich dann ja positiv überrascht?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen